Spektakuläre Schönheit: Pseudotriton montanus aus den Südstaaten der USA Foto: M. Wilhelm

Salamander und Molche – halten und züchten

28. März 2025

Lange standen Schwanzlurche etwas abseits der „Main­stream-Terraristik“, obwohl es immer schon einen harten Kern begeisterter Enthusiasten gab, die sich intensiv mit diesen Amphibien beschäftigt haben. Aber in letzter Zeit erfreuen diese Lurche sich einer immer größeren Beliebtheit. Dazu trägt bei, dass ihre Haltung auch bei gestiegenen Energiepreisen kostengünstig ist, dass sie zusehends im Fokus von Artenschutzprogrammen stehen und dass sie nach dem zeitweiligen partiellen Importbann durch die EU nun wieder weitgehend frei gehandelt werden können. Einer, der sich schon seit Jahrzehnten intensiv mit der Haltung und Nachzucht von Molchen und Salamandern beschäftigt, ist unser Autor Walter Wiest.

Feuersalamander (Salamandra salamandra terrestris) aus Mitteleuropa Foto: reptiles4all/Shutterstock
Westlicher Tigersalamander (Ambystoma mavortium mavortium) gehören zu den massigsten Salamandern Foto: J. Farah/Shutterstock

Als ich Anfang der 1980er-Jahre begann, mich mit Molchen und Salamandern zu beschäftigen und natürlich auch, diese zur Nachzucht zu bringen, kam irgendwann die Frage auf: Wie ziehe ich die Larven überhaupt auf? Früh wurde mir klar, dass es sehr unterschiedliche Typen von Larven gab. Alle hatten ihre eigenen Ansprüche. Doch wie konnte ich ihre Lebensräume richtig nachbauen oder nachstellen und wie das richtige Wasser mit dem gewissen Extra bieten, mehr jedenfalls, als nur das Wasser aus der Leitung zu verwenden? Nachdem ich als kleiner Junge miterlebt hatte, wie viel Aufwand mein Vater mit seiner Diskusfisch-Zucht betrieb, war mir nämlich klar: Es kommt auf das Wasser an!

So belagerte ich damals meine Biologielehrer und alle, die etwas über Lurche wussten, um meinen Molchen und Salamandern die bestmögliche Versorgung zu bieten. Leider war das Wissen über Amphibien damals noch sehr begrenzt, und es gab noch kein Internet, um einfach mal schnell zu recherchieren. Daher nahm ich die DATZ zur Hand und habe mir die wichtigsten Parameter und alles, was dazugehört, aus der Aquaristik angeeignet. Trotzdem habe ich über die letzten vier Jahrzehnte einiges an Lehrgeld bezahlt. Deshalb möchte ich in dieser REPTILIA meine Ergebnisse und Erfahrungen teilen, um den interessierten Lesern und Haltern von Molchen und Salamandern einfache und gute Methoden aufzuzeigen, wie sie die Larven dieser Amphibien im Hobby aufziehen können.

Anatolischer Molch (Neurergus strauchii) Foto: Wirestock Creators/Shutterstock
In seiner Heimat in Mexiko ist Andersons Querzahnmolch, ein ebenfalls neotener Verwandter des Axolotls, fast ausgestorben, bei uns wird die Art in Citizen Conservation durch private Lurchfreunde und Zoos erhalten Foto: Wirestock Creators/Shutterstock

Eine Frage der Ernährung

Molche und Salamander ernähren sich ausschließlich carnivor, sie fressen also andere Tiere. Diese Amphibien besitzen einen ausgeprägten Geruchssinn, reagieren aber auch stark auf die Bewegungsreize der potenziellen Beute. Hauptnahrung in der Natur sind Insekten, Würmer, Krebstiere, Fische, Spinnentiere und Weichtiere. Bei Beobachtungen in der Natur und in der Aquarien-/Terrarienhaltung ist mir aber auch aufgefallen, dass die Lurche manchmal Substrat oder pflanzliche Teile in geringen Mengen aufnehmen, wenn etwas davon am Lebendfutter haftet.

Schon im Kindesalter in den 80er-Jahren habe ich mir Gedanken über die bestmöglichste Ernährung für die von mir gehaltenen Molche und Salamander gemacht. Was fressen diese Tiere und wie komme ich an das Futter? Auch zu diesem Punkt gab es damals nur wenig leicht verfügbare Literatur. Mit der Zeit sammelte ich mir dann einiges an Berichten und Artbeschreibungen zusammen.

Die Riesensalamander der Gattung Andrias sind die größten Schwanzlurche der Welt Foto: T. Tan/Shutterstock
Spektakuläre Schönheit: Pseudotriton montanus aus den Südstaaten der USA Foto: M. Wilhelm

Axolotl-Pellets u. Ä. existierten zu dieser Zeit noch nicht. Es gab auch nur wenige kommerzielle Züchter von Insekten und anderem Lebendfutter. Verfügbare Arten waren damals hauptsächlich Mehlwürmer, Drosophila, Tubifex und Rote Mückenlarven. Wir haben uns dann sozusagen mit den verfügbaren Mitteln durchgekämpft. Entsprechend häufig gab es Fehlschläge durch Mineral- oder Vitaminmangel. Die einzige Möglichkeit zur Beschaffung geeigneten Futters war oft das Keschern in Tümpeln oder auf Wiesen.

Exotische Farbenpracht vor der Haustür: Männchen des heimischen Bergmolchs (Ichthyosaura alpestris) im Hochzeitskleid Foto: R. Zwerver/Shutterstock

Im Vergleich dazu ist die Bandbreite an Futtermitteln, die uns heute über den Handel zur Verfügung steht, wirklich enorm. Leider sind die Ausdünnung der Zoofachhandlungen und der stetige Rückgang von Terraristik-Abteilungen so stark spürbar, dass ich mir überlegt habe, wie ich meine Tiere unabhängiger füttern kann. Klar, es gibt den Online-Handel oder Direktzulieferer. Das war für mich aber aus ökonomischen Gründen nicht der Weg, den ich gehen wollte. Daher habe ich gemeinsam mit meinem sehr guten Freund Stefan Greff eine Lebendfutterzucht aufgebaut. In dieser probierten wir verschiedenste Lebendfutterzuchten aus. Unsere Ergebnisse haben wir gerade erst in dem Buch „Lebendfutter selber züchten“ im Natur und Tier – Verlag veröffentlicht.

Gleichzeitig haben wir uns aber auch damit beschäftigt, Futtermischungen für unsere Lurche selbst herzustellen. Diese wollen wir den Lesern der REPTILIA mit diesem Titelthema gerne zur Verfügung stellen.

Auch außerhalb der „Amphibienszene“ ein beliebtes Heimtier: der Axolotl (Ambystoma mexicanum) Foto: JanBeZiemi/Shutterstock
Männchen des Kammmolchs (Triturus carnifex) in der drachenähnlichen Wassertracht Foto: D. Ercken/Shutterstock

Angetrieben wurde ich immer von dem Gedanken: Wie haben es die Pioniere in den ganz frühen Jahren der Terraristik überhaupt geschafft, ihre Tiere adäquat zu halten? Ich stieß auf die Namen Willy Wolterstorff und Günther Freytag. Diese zwei und weitere, wie später z. B. Kurt Rimpp und Wolf-Rüdiger Grosse, haben in mir den Wunsch geweckt, in diesem Hobby etwas bewegen zu wollen. Inspiriert von diesen Altmeistern des Hobbys, wollte ich nicht nur ein Halter und Züchter dieser wunderbaren Tiergruppe sein, sondern ich wollte neue Wege beschreiten, um die Haltung von Molchen und Salamandern deutlich zu vereinfachen und um das Tierwohl an die erste Stelle zu setzen.

Axolotl (Ambystoma mexicanum) werden inzwischen in verschiedenen Farbformen gezüchtet Foto: A. Rodloy/Shutterstock

von Walter Wiest

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