Anolis allogus – ein pflegeleichter Saumfinger im Terrarium
Es muss nicht immer bunt und spektakulär sein. Etliche Anolisarten bestechen durch ihre Farbenpracht oder Größe. Dass beides nicht nötig ist, um Sympathiepunkte beim Halter zu sammeln, zeigt der eher unspektakulär mittelgroße und im durchschnittsbraunen Trenchcoat-Look daherkommende Anolis allogus. Diese Art besticht durch ihre geradezu stoische Unerschrockenheit dem Halter gegenüber, ständige Präsenz und nicht zuletzt durch ihre Robustheit. von Dennis Kuhlmann und Thomas Ackermann
Anolis allogus ist ein kryptisch gefärbter, kompakt gebauter Anolis. Die Grundfarbe der Körperoberseite ist ein meist dunkelbrauner Ton, der je nach Stimmungslage variieren kann. Die Männchen zeigen am gesamten Körper eine unregelmäßige Musterung aus verschiedenen Brauntönen, durchsetzt mit cremefarbenen Punkten, Flecken, seltener auch Streifen. Die Weibchen hingegen tragen dorsal ein deutlich abgesetztes, zum Teil kontrastreiches Rautenmuster mit cremefarbenen bis schwarzen Zeichnungselementen auf dem Rücken.
Weibliche Tiere können aufhellen und bekommen dann eine eher gräuliche Farbe. Die Rauten sind meist beige bis hellgrau, die Bauchseite ist weißlich gefärbt.
Über 15 Jahre Seitenfleckleguane im Terrarium
Seitenfleckleguane sind aus der Terraristik nicht wegzudenken. Ein Must-have für den Terrarianer, der Echsen liebt! Über die letzten 15 Jahre hat unser Autor durchgehend an der Terrarienhaltung dieser kleinen Leguane gearbeitet und sie zu bestmöglichen Ergebnissen gebracht. Seine Erfahrungen stellt er nun mit diesem Artikel allen zur Verfügung. von Joschka Redelius
Ich hatte bisher vier Formen von Uta stansburiana in Terrarienhaltung. Am Anfang waren es Wildfänge aus dem Zoohandel, die ich nicht näher bestimmen konnte. Später bekam ich über engagierte Echsenfreunde in den USA Tiere von der Typuslokalität von Uta stansburiana stansburiana, die ich erfolgreich nachgezüchtet habe (siehe Schulz 2018). Anschließend erhielt ich Exemplare der Unterarten Uta stansburiana elegans Yarrow, 1882 und Uta stansburiana uniformis Pack & Tanner, 1970. Über die letzteren beiden möchte ich in diesem Artikel schwerpunktmäßig berichten.
Toxodera beieri – ein wahr gewordener Traum!
Egal ob Profis oder Hobbyisten, fragt man Gottesanbeterinnen-Fans nach der bizarrsten Mantodee, die ihnen spontan einfällt, bekommt man fast immer „Toxodera“ zu hören. Die Tiere sehen mit ihren auffälligen Loben nicht nur faszinierend aus, sie werden auch besonders groß. Eine der größten und spektakulärsten Arten ist Toxodera beieri, die gelegentlich auch in der Terraristik gehalten wird. Allerdings stellt sie Pfleger vor eine ganze Reihe von Herausforderungen – da bleibt noch viel zu tun für die Zukunft! von Thomas Rönisch & Christian J. Schwarz
Wenn unter Gottesanbeterinnen-Fans von Toxodera die Rede ist, wird meistens nicht nur die Gattung, sondern die ganze Tribus Toxoderini gemeint. Sie enthält neben der namensgebenden Toxodera Audinet-Serville, 1837 noch die folgenden Gattungen: Protoxodera Werner, 1930, Paratoxodera Wood-Mason, 1889, Metatoxodera Roy, 2009 und Stenotoxodera Roy, 2009. Trotz ihrer Größe und auffälligen Lobenbildungen wurde die Vielfalt dieser Gruppe unterschätzt. Die bis 2009 bekannten Arten wurden den beiden ältesten Gattungen zugeordnet. In jenem Jahr nahm sich der renommierte Mantodea-Forscher Roger Roy der Gruppe an und erhöhte die Zahl der Arten von neun auf 17 und die der Gattungen von zwei auf fünf (Roy 2009). Die Arten unterscheiden sich in der Größe, in der Form der Loben und der Cerci sowie im Ausmaß der Krümmung des Prothorax. Mit über 16 cm Länge teilen sich die Weibchen von Toxodera beieri Roy, 2009 und T. maxima Roy, 2009 mit der sahelischen Ischnomantis gigas (Saussure, 1870) den Status als größte bekannte Gottesanbeterinnen.
Haltung und Nachzucht der Vietnamesischen Dreistreifen- Scharnierschildkröte, Cuora cyclornata, in menschlicher Obhut
Die Vietnamesische Dreistreifen-Scharnierschildkröte gehört zu den am stärksten gefährdeten Tierarten der Welt. Durch die langjährige Haltung im IZS im Allwetterzoo Münster konnte inzwischen ein relevanter Bestand in menschlicher Obhut aufgebaut werden, der Hoffnung für die Zukunft der Art macht und spätere Wiederansiedlungsprojekte möglich erscheinen lässt. Außerdem wurden dabei ausführliche Erfahrungen zur Biologie und Haltung gewonnen. Private Terrarianer können nun mithelfen, weitere Kapazitäten für diese charismatische und attraktiv gezeichnete Art zu schaffen, um einen über Jahrzehnte sicheren Ex-situ-Bestand aufzubauen. Dafür wurde die Art jetzt auch in Citizen Conservation aufgenommen. von Elmar Meier, Christian Langner, Philipp Wagner & Heiko Werning
Das Fazit der IUCN Red List für die Dreistreifen-Scharnierschildkröte (worunter hier der gesamte Artkomplex mit seinen gegenwärtig fünf Taxa zu verstehen ist, siehe unten) ist ebenso eindeutig wie deprimierend: Schutzmaßnahmen in der Natur sind unter den aktuellen Bedingungen nicht erfolgversprechend, ohne die Nachzucht in menschlicher Obhut haben diese Schildkröten keine Überlebenschance (Fong et al. 2020). Die Forscher empfehlen daher dringend Ex-situ-Maßnahmen zur Rettung, also die Erhaltungszucht im Terrarium.
Die Vietnamesische Dreistreifen-Scharnierschildkröte, Cuora cyclornata, gehört zu den Fokusarten des Internationalen Zentrums für Schildkrötenschutz (IZS) im Allwetterzoo Münster – die besondere Verbundenheit zeigt sich nicht zuletzt darin, dass eine der drei Unterarten sogar nach dem Gründer des IZS, Elmar Meier, als Cuora cyclornata meieri beschrieben wurde. Alle drei Unterarten von Cuora cyclornata werden im IZS erfolgreich und beständig gezüchtet.
Der Gebänderte Felsenleguan – Haltung und Nachzucht von Petrosaurus mearnsi im Terrarium
Der Gebänderte oder Mearns Felsenleguan aus dem Norden von Baja California und dem südlichen Kalifornien ist die vielleicht am besten für das Terrarium geeignete Art der Gattung. Aufgrund seiner geringen Größe im Vergleich zu anderen Felsenleguanen kann er auch in Standardterrarien verhaltensgerecht gepflegt werden. von Joschka Redelius
Die Gattung Petrosaurus (Felsenleguane) wird derzeit in vier Arten unterteilt. Ihre nächsten Verwandten sind die Kleinleguane der Gattungen Urosaurus (Baumleguane) und Sceloporus (Stachelleguane). Petrosaurus mearnsi und P. slevini stehen sich genetisch näher als die anderen Felsenleguane.
Petrosaurus sind mittelgroße bis große Kleinleguane. Petrosaurus mearnsi ist die kleinste Art der Gattung. Alle Petrosaurus-Arten sind bekannt für ihre stark an Felsen gebundene, kletternde Lebensweise.
Einblicke in die Haltung und Zucht von Tropfenschildkröten (Clemmys guttata)
Klein, geringer Platzbedarf, gut zu halten – und außergewöhnlich hübsch. Tropfenschildkröten eignen sich besonders gut für die Haltung im Aquaterrarium. Dass die Art in der Natur gefährdet ist, macht ihre Nachzucht zu einer besonders lohnenden Aufgabe. von Agnes Wilms
Warum ausgerechnet Tropfenschildkröten? Für die Haltung sprechen gleich mehrere gute Gründe: Diese Schildkrötenart ist sehr klein. Mit einer Carapaxlänge von bis zu 12,5 cm sind weibliche Tiere schon ausgewachsen. Männchen bleiben sogar noch kleiner. Durch die geringe Größe ist eine artgerechte Haltung mit einem entsprechendem Platzangebot auch in einem räumlich begrenzten Zuhause gut umsetzbar. Mit einer Beckenlänge ab einem Meter sind die Tiere in Einzelhaltung gut untergebracht. Zudem sind sie, wie viele Schildkrötenarten, tagaktiv. Tropfenschildkröten können sehr zutraulich werden und sind äußerst zeigefreudig, sobald man den Raum betritt. Meistens präsentieren sie sodann ein ausgeprägtes Bettelverhalten, natürlich an den Pfleger gerichtet. Clemmys guttata ist darüber hinaus farblich ausgesprochen ...
Oldie but Goldie – die Sägerückenagame (Calotes calotes) im Terrarium
Sägerückenagamen sind Klassiker der Terraristik, obwohl sie nie eine besonders weite Verbreitung erreicht haben und als eher schwierig gelten. Sie sind ein südostasiatisches Pendant zu den Chamäleons – als Baumbewohner mit Hang zur sozialen Unverträglichkeit und einem beeindruckenden Farbwechselvermögen. Haltung und Nachzucht sind gut möglich, besonders auf die Flüssigkeitsversorgung der Tiere ist dabei aber größter Wert zu legen. von Philipp Haag
Im Jahr 2003 wurde ich in ihrem natürlichen Lebensraum das erste Mal auf die wunderschöne Sägerückenagame (Calotes calotes) aufmerksam. Meine Frau und ich unternahmen unsere erste Fernreise. Wir erkundeten den Südwesten von Sri Lanka. Unser Hotel lag auf einer Landzunge zwischen dem Bentota-Fluss und dem Indischen Ozean. Die Gegend war wenig erschlossen. Neben wenigen Hotelanlagen gab es einige kleine Dörfer. Ansonsten war damals noch sehr viel Tieflandregenwald in dieser Region vorhanden. Bei meinen Recherchen zu diesem Artikel habe ich mir das Gebiet noch mal bei Google Earth angeschaut. Der Wald ist heute an vielen Stellen unterbrochen, und aus kleinen Dörfern wurden Siedlungen. Leider ist mein Bildmaterial von 2003 unbrauchbar. Ich besaß noch keine Digitalkamera, und meine Filmrollen (die älteren Leser werden sich erinnern) haben das feuchte Klima nicht unbeschadet überstanden ...
Die Neuguinea-Riesenblattschrecke, Siliquofera grandis
Seit wenigen Jahren erobert die charismatische Riesenblattschrecke Siliquofera grandis die Herzen der Terrarianer. Mit ihrer grünen Färbung und den sehr blattähnlichen Flügeln, die sogar eine Blattäderung überzeugend imitieren, sind die imposanten Schrecken zwischen grünem Laub hervorragend getarnt. Auf die Flügel bezieht sich auch der wissenschaftliche Name der Art, der „Großer Schotenträger“ bedeutet. von Frank Glaw & Timon Glaw
Siliquofera grandis gehört zu den Langfühlerschrecken (Ensifera). Hierbei handelt es sich um eine Unterordnung der Heuschrecken, die weltweit mehr als 8.000 bekannte Arten umfasst. Charakteristisch für diese Tiergruppe sind die beiden langen Antennen am Kopf, die meist deutlich länger sind als der Körper. Zusammen mit anderen Giganten wie z. B. den Sägeschrecken der Gattung Saga oder Pseudophyllus titan gehören die Neuguinea-Riesenblattschrecken zu den größten Heuschrecken der Erde. Die Weibchen werden vom Kopf bis zu den Flügelspitzen bis zu 13 cm lang, bis zu 32,5 g schwer, und ihre Flügelspannweite beträgt ungefähr 25 cm, während die kleineren Männchen mit maximal 13,4 g nur etwa halb so viel wiegen (Korsunovskaya et al. 2020).
Einmal Tiliqua, immer Tiliqua – langjährige Haltung und Nachzucht von Blauzungenskinken
Blauzungenskinke sind Klassiker der Terraristik und echte Charaktertiere, die sich durch besondere Zutraulichkeit auszeichnen. Ihre Nachzucht gelingt zwar seit Jahrzehnten regelmäßig, ist aber nach wie vor etwas Besonderes. Dazu trägt auch ihre echt lebendgebärende Fortpflanzung mit teils mehr als zwölf Jungtieren pro Wurf bei. Wer ihre Ansprüche an Haltung und Ernährung erfüllt, hat lange Freude an diesen großen, ansprechend gefärbten Echsen. von Paul Gaßner
Der Ursprung meiner Begeisterung für die Gattung Tiliqua lässt sich auch nach Jahrzehnten noch gut nachvollziehen. Es waren wohl zwei der Büchlein, die in den 1970er-Jahren viel zum Aufblühen der Terraristikszene in Deutschland beitrugen: In der „Kleinen Terrarienkunde“ von Johannes Jahn, erschienen in zweiter Auflage 1975, findet sich ein Foto von Tiliqua scincoides auf der Hand des Besitzers, das die stattliche Größe des Tiers verdeutlicht. Der kurzen Artbeschreibung nach werden diese Echsen schnell sehr zahm, lassen sich problemlos aus dem Behälter nehmen und bedienen sich auch gerne an menschlichen Speisen. Auch wenn man Letzteres heute weder publizieren noch praktizieren würde (Stichwort „artgerechte Ernährung“) – als Jugendlicher, der bis dahin ausschließlich Erfahrung mit den stets „hektischen“ einheimischen Eidechsen hatte, die man mit selbst gefangenen Insekten ernährte, fand ich die Vorstellung einer großen Echse, die man auf die Hand nehmen und quasi vom heimischen Tisch miternähren konnte, wohl faszinierend.
Haltung und Nachzucht des neukaledonischen Geckos Bavayia robusta
Die Geckos Neukaledoniens erfreuen sich in der Terraristik ungebrochen großer Begeisterung. Neben den bekannten „Riesen“ der Inseln gibt es aber auch zahlreiche kleinere Arten, die ebenfalls attraktive Pfleglinge abgeben. Einer von ihnen ist Bavayia robusta. von Sebastian Frank & Dana Mehringer
In ihrer Revision dieser Geckoverwandtschaft stellen Bauer et al. (2022) die Art Bavayia robusta Wright, Bauer & Sadlier, 2000 zur cyclura-Gruppe, welche durch einen massigeren Körperbau, eine Kopf-Rumpf-Länge (KRL) von über 50 mm (nur B. goroensis bleibt mit maximal 48,8 mm etwas kleiner), die Platzierung der Kralle der ersten Zehe bzw. des ersten Fingers in einer Kerbe zwischen einem größeren medianen und einem kleineren lateralen Lappen der vordersten Lamelle und die gelb gefärbte Unterseite von anderen Gruppen differenziert wird. Innerhalb dieser Gruppe wird B. robusta zusammen mit B. cyclura zur cyclura-Klade gestellt.