Borneo ist mit einer Fläche von 751.936 km² die drittgrößte Insel der Welt. Auch herpetologisch gehört sie zu den Hotspots des Planeten. Die Lebensräume reichen vom Tieflandregenwald bis in die Hochgebirgsregionen des Mount Kinabalu. Bei Streifzügen durch die Schutzgebiete kann man ikonische Arten wie Zipfelkrötenfrosch, Winkelkopfagame oder Rotkopfkrait entdecken – neben zoologischen Juwelen wie etwa Nasenaffen. von Kai Kolodziej und Chantal Cenker
Politisch ist Borneo auf drei Staaten aufgeteilt: Malaysia, Indonesien und das Sultanat Brunei. Wir bereisten im Juli 2019 den malaysischen Teil der Insel für etwas über zwei Wochen, wobei wir sowohl den südlichen Teil, Sarawak, als auch den nördlichen Teil, Sabah, besuchten. Der Äquator verläuft direkt durch Borneo, dementsprechend herrscht ein tropisches Klima mit einer hohen Luftfeuchtigkeit mit meist über 80 % vor, die Temperaturen liegen meist zwischen 26 und 28 °C tagsüber im Tiefland. Die Regenzeit ist unterschiedlich verteilt, je nachdem, ob man sich im Süden oder Norden befindet. Im Norden, den wir vornehmlich erkundeten, fallen die stärksten Regenfälle auf die Zeit zwischen Oktober und März.
Die munteren Schwimmfrösche der Gattung Occidozyga werden regelmäßig als Wildfänge eingeführt und für wenig Geld verkauft. Es bereitet sehr viel Freude, das vielfältige Verhalten dieser agilen, tagaktiven Amphibien zu beobachten. Nachzuchtberichte allerdings sind absolute Mangelware – bislang ist die Vermehrung offenbar extrem selten gelungen. Umso wertvoller sind die Erkenntnisse, die unser ungarischer Autor sammeln konnte. von Gábor Molnár
Das Äußere des Java-Schwimmfroschs (Occidozyga lima Gravenhorst, 1829) ist nicht gerade spektakulär – sicher trug das dazu bei, dass sich diese Art in der Terraristik noch nicht weiter verbreiten konnte. Außerdem ist es schwierig, fundierte Haltungsberichte zu finden, und mir ist kein einziger nicht auf Spekulationen beruhender Beitrag bekannt, der sich mit der Vermehrung der Tiere befasst. Gerade aus diesem Grund war es für mich eine wunderbare Erfahrung, eine erfolgreiche Methode zur Nachzucht der Schwimmfrösche zu entwickeln.
„Artgerecht“ – kaum ein Begriff ist in Bezug auf Tierhaltung so sehr in aller Munde. Doch was bedeutet das eigentlich? Wir blicken auf die Kriterien für „gute Tierhaltung“, schauen in die Geschichte der Terraristik, fragen dabei, ob das eigentlich wirklich so neue Ideen sind, und verfolgen schließlich, wie das Konzept einer an Reizen reicheren Tierhaltung, das sogenannte Enrichment, immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. von Frank Krönke
Ich kann mich irren, doch habe ich den Eindruck, dass die heutigen Wissenschaftler, deren Texte zum Thema „Tierwohl bei Reptilien“ ich gelesen habe, selbst weder über praktische Erfahrung im Umgang mit Reptilien außerhalb ihrer Studien verfügen, noch das Wissen und die Erfahrungen der „Szene“ gut kennen, also das Haltungsniveau und den Wissensschatz der Reptilienhalter. Leider scheinen sie meist nicht einmal ansatzweise die Vielzahl fachspezifischer Publikationen zu den unterschiedlichsten Bereichen der Reptilienhaltung zu kennen. Ich möchte damit keinesfalls behaupten, dass ein Wissenschaftler nur dann solide Forschung an oder mit Reptilien oder deren Haltung betreiben kann, wenn er selbst auch diese Tiere hält – nein! Aber durch eigene praktische Erfahrungen erhielte er einen wertvollen Kontext, der so manche Einordnung von Fakten und deren Bewertung in einem anderen, vielleicht realistischeren Licht erscheinen ließe. Forderungen bezüglich einer Verbesserung der Reptilienhaltung laufen daher meines Erachtens jedenfalls häufig an den Realitäten vorbei.
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