Corona hat uns immer noch oder schon wieder fest im Griff. Immerhin, ein Ende ist allmählich absehbar: Die Impfkampagne ist angelaufen, und damit besteht die begründete Hoffnung, dass die Weltlage sich im Lauf des Jahres allmählich wieder normalisiert.
Bis dahin allerdings werden wohl noch einige Monate ins Land gehen, in denen wir uns zunächst gar nicht und danach vermutlich erst noch eine Weile nur unter diversen Auflagen persönlich treffen können. Vorträge, Tagungen und Börsen fallen daher bis auf Weiteres aus. Schön, dass einige Veranstalter das Beste aus der Sache machen. In der letzten REPTILIA hatte ich ja bereits über erste online stattfindende Veranstaltungen berichtet. Im Januar, kurz vor Erscheinen dieser REPTILIA, lud die DGHT-AG Anuren zu einem höchst interessanten Vortrag von Ivan Lozano, dem Gründer von Tesoros de Colombia, einem Zuchtprojekt für Amphibien in Kolumbien. Kern der Idee: durch legale Nachzuchten dem Schmuggel das Wasser abgraben. Dank des Online-Formats sind solche Vorträge plötzlich auch interkontinental möglich. Die DGHT-Regionalgruppe Saar-Pfalz hat gleich ein ganzes Online-Vortragsprogramm auf die Beine gestellt und nutzt ebenfalls die Chance, Referenten einzuladen, die physisch aus Zeit- und Kostengründen kaum ins Saarland zu locken gewesen wären (siehe Rubrik „Termine“ im Magazin-Teil dieser Ausgabe). Man muss eben Nachteile in Vorteile zu verwandeln wissen.
Das gilt auch für die Suche nach Amphibien und Reptilien in freier Natur. Für viele Terrarianer ist das Beobachten „unserer“ Tiere ein elementarer Bestandteil des Hobbys. Viele von uns sind ausgesprochen reiselustig und führen mit viel Engagement, oft unter hohem Aufwand, Touren in alle Winkel der Welt durch. Für mich selbst war das immer einer der wichtigsten Bestandteile des Hobbys und einer der faszinierendsten Aspekte der Community. Wer hat nicht schon mit sehnsuchtsvollen Augen den Vorträgen von Terrarianern und Herpetologen aus fantastischen, exotischen Regionen gelauscht, wer nicht die Literatur gewälzt und sich selbst aufgemacht, die favorisierten Arten im natürlichen Lebensraum zu finden und zu fotografieren? So bitter es für viele ist, dass Corona all unsere Pläne vorerst vernichtet hat – das heißt noch lange nicht, dass man nun Trübsal blasen muss.
Wer Terrarien zu Hause hat, findet vielleicht endlich die Zeit, die Anlage neu zu bauen – Anregungen dazu liefert zum Beispiel in dieser Ausgabe Joschka Schulz, der mit einem ganzen Terrarienkeller umgezogen ist und hier über seine Überlegungen und Erfahrungen berichtet.
Wen es aber doch nach draußen treibt, der kann auch vor der eigenen Haustür, bestimmt auch innerhalb des neuen 15-Kilometer-Bannkreises, spannende Herping-Ziele finden. Und die meisten können sich ja nach wie vor zumindest innerhalb Deutschlands frei bewegen, sodass mit dem Start der Amphibiensaison nun tolle Beobachtungen möglich sind. Vielleicht haben Sie ja noch nie die spektakulären blauen Moorfrösche in freier Natur gesehen? Rufende Wechselkröten gehört? Der Krötenwanderung live beigewohnt? Kreuzottern beim ersten Sonnenbad im frühen Frühjahr oder gar schon im späten Winter beobachtet? Also, nichts wie raus! Nirgends kann man besser menschlichen Kontakten aus dem Weg gehen als bei der Suche nach Amphibien und Reptilien!
Ein echter Profi auf diesem Feld ist unser Stammautor und „Hausfotograf“ Benny Trapp. Seit vielen Jahren ist er in Deutschland und Europa unterwegs, um die einheimische Herpetofauna in ihrer ganzen Schönheit auf Speicherkarten zu bannen. Er gibt im Titelthema passend zur Corona-Krise nicht nur gute Tipps, wo man am besten sucht, sondern auch zum richtigen Verhalten. Sowohl, um Tiere und Biotope nicht unnötig zu stören, als auch, um überhaupt erst einmal für einen geeigneten Lebensraum zu sorgen. Und wer bekäme beim Anblick seiner fantastischen Bilder nicht selbst Lust, die Gummistiefel überzustreifen und nach draußen zu gehen, selbst wenn man sich sonst mehr mit Geckos, Pfeilgiftfröschen, Vogelspinnen oder Pythons beschäftigt – und oft reicht es ja tatsächlich, einfach nur mal kurz vor die eigene Haustür zu gehen!
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern der REPTILIA für das Jahr 2021 alles Gute, vor allem Gesundheit! Es wird uns viele Neuerungen bringen, auch bei REPTILIA. Denn in Kürze, so viel sei hier schon verraten, werden wir mit einem neuen, großen Online-Angebot an den Start gehen. Freuen Sie sich mit uns darauf!
