Mystisch, gefürchtet und bewundert: Krokodile lassen niemanden kalt. Sie gehören zu den weltweit bekanntesten Vertretern der Reptilien, sie haben die Dinosaurier überlebt, drohten dann 65 Millionen Jahre später durch Bejagung fast ausgerottet zu werden, aber viele Arten haben in den letzten 70 Jahren ein erstaunliches Comeback hingelegt. Wer als Reptilienfreund in tropischen und subtropischen Ländern unterwegs ist, wird selten darauf verzichten wollen, Panzerechsen in der Natur zu sehen, und in Zoos gehören sie zum Standardrepertoire, weil jeder Besucher nun einmal ein Krokodil sehen will. In der Terraristik dagegen sind sie umstritten, weil viele Menschen sich nicht vorstellen können oder wollen, dass Privatleute Panzerechsen artgerecht halten können. Können sie aber! von Heiko Werning

Das Tropenhaus im Allwetterzoo Münster war ein magischer Ort meiner Kindheit. Damals, in den 1970er-Jahren, übte es eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Fernreisen kannte ich nicht, sie waren außerhalb jeder Reichweite. Das Abenteuerlichste, was meine Familie bis dahin gewagt hatte, waren Sommerferien an der holländischen Nordseeküste. Für uns war das genug Exotik – angesichts von Frikandel Speciaal und Patat Oorlog fast schon ein bisschen viel. Auch andere Städte besuchte man damals nicht einfach so. Der Westfale klebt an seiner Scholle. Das Münsteraner Zoo-Tropenhaus war also einzigartig für mich, eine fantastische Welt. Man betrat es durch einen Vorhang aus merkwürdigen schwarzen, ledrigen Lappen und stand plötzlich mitten in einem – ...

... so kam es mir damals vor – riesigen, naturgetreuen Regenwald, in dem exotische Vögel flogen und Wasserschildkröten dösten. Doch das war nur das Präludium. Eine dunkle Tür weiter, und ich war in meinem ganz persönlichen Bernsteinzimmer: Eine Halle mit Terrarien voller Riesenschlangen, Leguane und einer großen, offenen Krokodilanlage, die urtümlichen Tiere nur zwei Griffweiten und ohne Glas dazwischen von mir entfernt. Logisch, dass das Signet für das Tropenhaus ein Krokodil war, schwarz auf orangefarbenem Grund. Es war rituell meine erste Anlaufstelle beim Zoobesuch. Beim Standardrundgang war es die Nummer zwei, zuvor kamen nur die Bären, die ich immer besonders gründlich und langwierig besuchte, um die Vorfreude noch etwas in die Länge zu ziehen, aber dann gab es kein Halten mehr: auf zu den Krokodilen! Davon konnten mich weder Sonnenschein noch Nashorn, Delfin und Löwe abbringen. Die Krokodile im Allwetterzoo blieben lange Jahre die einzigen lebenden Vertreter ihrer Ordnung, die ich zu Gesicht bekam. Gut, sie taten nicht gerade besonders viel. Eigentlich lagen sie immer nur rum. Aber sie waren da und schlugen mich in ihren Bann!

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 161