„Artgerecht“ – kaum ein Begriff ist in Bezug auf Tierhaltung so sehr in aller Munde. Doch was bedeutet das eigentlich? Wir blicken auf die Kriterien für „gute Tierhaltung“, schauen in die Geschichte der Terraristik, fragen dabei, ob das eigentlich wirklich so neue Ideen sind, und verfolgen schließlich, wie das Konzept einer an Reizen reicheren Tierhaltung, das sogenannte Enrichment, immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. von Frank Krönke

Ich kann mich irren, doch habe ich den Eindruck, dass die heutigen Wissenschaftler, deren Texte zum Thema „Tierwohl bei Reptilien“ ich gelesen habe, selbst weder über praktische Erfahrung im Umgang mit Reptilien außerhalb ihrer Studien verfügen, noch das Wissen und die Erfahrungen der „Szene“ gut kennen, also das Haltungsniveau und den Wissensschatz der Reptilienhalter. Leider scheinen sie meist nicht einmal ansatzweise die Vielzahl fachspezifischer Publikationen zu den unterschiedlichsten Bereichen der Reptilienhaltung zu kennen. Ich möchte damit keinesfalls behaupten, dass ein Wissenschaftler nur dann solide Forschung an oder mit Reptilien oder deren Haltung betreiben kann, wenn er selbst auch diese Tiere hält – nein! Aber durch eigene praktische Erfahrungen erhielte er einen wertvollen Kontext, der so manche Einordnung von Fakten und deren Bewertung in einem anderen, vielleicht realistischeren Licht erscheinen ließe. Forderungen bezüglich einer Verbesserung der Reptilienhaltung laufen daher meines Erachtens jedenfalls häufig an den Realitäten vorbei.

Meinung vs. Fakten
Sicherlich sind es schlechte Tierhaltungen, die Aufsehen und Emotionen erregen und leider auch wesentlich zur Bildung von Vorurteilen und unsachlichen Verallgemeinerungen gegenüber der Terraristik bis hin zu Gesetzesinitiativen führen. Die „Gute Tierhaltung“ bleibt dagegen meist unbemerkt oder jedenfalls unerwähnt, auch wenn sie sicherlich die Mehrzahl der Tierhaltungen repräsentiert. 
Wissenschaftliche Aussagen müssen aber fundiert und genau recherchiert sein. Außerdem muss klar und eindeutig dargestellt werden, ob es sich um mit Quellen belegbare Fakten oder persönliche Meinungen handelt, um valide (gültige) Aussagen treffen zu können. Leider hapert es in einzelnen Fällen an dieser Eindeutigkeit, was dann dazu geführt hat, dass in wissenschaftlichem Gewande – allerdings bei genauerem Hinsehen nur als Verkleidung – behauptet wird, dass eine Reptilienhaltung grundsätzlich nicht adäquat möglich sei und die Haltungsbedingungen in der Regel ungenügend seien (z. B. Warwick 2019). 

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 159