Der Tonlé Sap in Kambodscha ist in allen Belangen ein besonderer See. Er ist nicht nur der größte See Südostasiens, sondern der größte Auensee der Welt. Er gilt als hydrologisches Weltwunder. Zudem beherbergt er die wahrscheinlich ungewöhnlichste  Wasserschlangen-Gemeinschaft der Welt. Bis jetzt noch jedenfalls. von Philipp Wagne

In der Trockenzeit entwässert der Tonlé Sap über den 120 km langen gleichnamigen Fluss in den Mekong. Während der Regenzeit schwillt das Wasser im Mekong an und drückt es in den Tonlé-Sap-Fluss, wodurch dieser seine Fließrichtung ändert und zum Zufluss des Sees wird. In der Folge dehnt sich die Fläche des Sees aus. Während der Trockenzeit bedeckt er ca. 2.500 km² (im Vergleich: der Bodensee hat gerade einmal 536 km²) und breitet sich durch den Zufluss des Mekong-Hochwassers auf bis zu 25.000 km² aus. Auch die Wassertiefe verändert sich und steigt von ca. einem Meter in der Trockenzeit auf über zehn Meter während der Regenzeit.

Durch diesen Pulsschlag entstehen Überschwemmungslandschaften, deren Graslandschaften, Auwälder und Sümpfe ein einzigartiges Ökosystem bilden (siehe Campbell et al. 2006). Entsprechend hoch ist die Artenvielfalt. Über 200 Fischarten sind im Tonlé Sap nachgewiesen, und viele stark bedrohte Wasservögel bilden hier die letzten großen Brutkolonien Südostasiens. Die kurz vor der Ausrottung stehende Barttrappe (Houbaropsis bengalensis) braucht die saisonal überschwemmten Graslandschaften als Brutgebiet. Mit bisher nachgewiesenen fünf Schildkröten- und 16 Schlangenarten sowie dem Siam-Krokodil (Crocodylus siamensis) ist der Tonlé Sap auch für die nicht gefiederten Reptilien von überregionaler Bedeutung. Zumal er wahrscheinlich die außergewöhnlichste Wasserschlangen-Gemeinschaft der Welt beherbergt.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 150