Albanien gehört aufgrund seiner kommunistischen Vergangenheit, einhergehend mit weitgehender Abschottung gegenüber der Außenwelt, zu den touristisch am wenigsten bekannten Balkanstaaten. Seit dem Sturz der Diktatur in den 1990er-Jahren hat sich die neue Republik nach und nach geöffnet, und Reisen in das gastfreundliche Land sind nun gut möglich, wenn man bereit ist, einige Abstriche in Hinblick auf Komfort und ein gut ausgebautes Straßennetz zu machen. Dafür lockt eine artenreiche Herpetofauna. von Thomas Bamann

Zur Herpetofauna Albaniens finden sich bisher nur wenige Angaben und Reiseberichte, sodass es noch zahlreiche weiße Flecken auf der albanischen Herper-Landkarte gibt. Charakteristisch sind die mediterranen Arten des südosteuropäischen Raums, es gibt aber auch die eine oder andere Besonderheit. Eine aktuelle Übersicht über die derzeit nachgewiesenen 17 Amphibien- und 40 Reptilienarten inklusive Rasterkarten bieten Szabolcs et al. (2017) und Mizsei et al. (2017).
Ziel unserer Reise war es, einen Überblick über die verschiedenen Regionen des Landes zu erhalten und möglichst jeweils endemische oder regional besondere Arten zu dokumentieren. In unserem Fokus standen hierbei die Montenegrinische Spitzkopfeidechse (Dinarolacerta montenegrina), die drei Vipernarten Vipera berus bosniensis, Vipera ursinii macrops und Vipera graeca sowie der Skutari-Wasserfrosch (Pelophylax shqipericus).

Wechselhafter Auftakt in den Albanischen Alpen (Prokletije-Massiv)
Von Stuttgart aus ging es zu dritt Mitte August 2021 bei knapp zwei Stunden Flugdauer in die Landeshauptstadt Tirana, wo uns am Flughafen die albanische Hitze und ein weitgehend maskenfreies Publikum erwarteten. Unseren Mietwagen, einen Renault Duster, hatten wir aufgrund der erwartbar schlechten Straßenverhältnisse mit vielen Schotterpisten wohlweislich mit ausreichend Unterbodenfreiheit und Allrad reserviert. Von Tirana aus fuhren wir in Richtung Norden über die einzige gut ausgebaute Verbindungsstraße nach Shkodra. Dementsprechend verstopft war die Straße, und wir standen überwiegend im Stau, was die Einheimischen allerdings nicht davon abhielt, rechts auf dem Seitenstreifen oder links auf der Gegenfahrbahn zu überholen. Gerne wurde auch der Windschatten passierender Streifen- oder Rettungswagen als schneller Ausweg aus dem Stau genutzt. Verkehrsregeln gibt es im albanischen Straßenverkehr quasi keine, auf seiner gegebenenfalls berechtigten Vorfahrt sollte man besser nicht beharren – es gilt primär das Recht des Stärkeren. Besser sollte man alles vergessen, was man in einer deutschen Fahrschule gelernt hat. Mit der Zeit gewöhnt man sich an diese Fahrweise, vergisst, wofür ein Blinker eigentlich benötigt wird, und überschreitet die vorgeschriebene Geschwindigkeit locker um das Vier- bis Fünffache. Nur auf diese Weise kommt man gut durch den albanischen Verkehr und wird nicht zur ständigen Verkehrsbehinderung.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 155