Weihnachten auf einer Flussinsel im tropischen Regenwald – unser Autor, Pfarrer von Beruf und begeisterter Terrarianer und Naturfotograf, hat sich seine ganz besondere Vision von der Heiligen Nacht erfüllt und war auf der Suche nach Amphibien, Reptilien und Wirbellosen unter Urwaldriesen, während bei uns die Menschen unter Weihnachtsbäumen saßen. Von seiner Exkursion hat er tolle Bilder mitgebracht, von denen er die schönsten hier mit uns teilt.  von Ole Dost

Die meisten Festlandsbewohner verbinden den Begriff „Insel“ mit der Sehnsucht nach Erholung und Spaß, wie sie ein weißer Sandstrand, Strandbar und Liegestühle versprechen. Für mich ist die Vorstellung, auf solche Weise auch nur einen einzigen Tag verbringen zu müssen, der reinste Albtraum. Und das wäre selbst dann der Fall, wenn man mir die dazugehörige Reise schenkte und diese Art Tourismus nicht zur Zerstörung etlicher Niststrände von Meeresschildkröten und der einzigen europäischen Basiliskenchamäleon-Population führen würde. Meine neue Lieblingsinsel ist rund 500 km Autofahrt von der nächsten Meeresküste entfernt. Das Wasser, das sie zur Insel macht, sind zwei mächtige Urwaldflüsse. 

Der ganz besondere Weihnachtsgottesdienst
Heiligabend, 23.30 Uhr: Der Taxibesitzer Andres setzt mich am Ende einer geteerten Straße ab, nachdem er mich vom nächstgelegenen Flugplatz abgeholt hat. Ich folge einem schmalen Trampelpfad und werde schon nach wenigen Schritten von Finsternis und üppigem Bewuchs verschluckt. Zunächst quere ich auf einer Betonbrücke, Relikt eines glücklicherweise gestoppten Straßenbauprojekts, den Fluss Guamúez. Sodann gilt es, einen dicht bewaldeten Berghang zu erklimmen. Blaue Schleifen markieren an den wenigen Weggabelungen die korrekte Richtung. Obwohl von der umständlich langen Anreise gejetlagged und von einem über 30 kg schweren Rucksack gequält, bin ich wie berauscht von der faszinierenden Geräuschkulisse der Urwaldnacht. Ich erlebe meinen schönsten Weihnachtsgottesdienst an dem Ort, wo ich dem Kunstwerk des Schöpfers so nahe sein kann wie sonst nirgends. Nach etwas mehr als zwei Stunden Fußmarsch durch die tropische Wildnis erreiche ich mein Reiseziel: Auf rund 900 m Meereshöhe befindet sich die einzige menschengemachte Waldlichtung in weitem Umkreis. Aus ihrer Mitte erhebt sich ein grob gezimmertes, aber liebevoll ausgestattetes, zweistöckiges Holzhaus, das als „Urwaldlodge“ das ganze Jahr hindurch naturbegeisterte Gäste beherbergt. Gleichzeitig ist das Haus Zentrum der Isla Escondida. 

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 165