Reptilien in der Millionenmetropole – Begegnungen in Hangzhou, Volksrepublik China
China steht durch seine wirtschaftlichen Erfolge und die Corona-Pandemie derzeit im Fokus der Weltöffentlichkeit wie kaum ein anderes Land. Für Menschen aus dem Westen ist es immer noch eine weitgehend fremde Welt. Dabei lohnt ein genaueres Hinsehen auch in Sachen Herpetofauna, selbst wenn man nur zu Besuch in einer der zahlreichen Millionenmetropolen des Landes ist – was eines Tages nach Corona hoffentlich wieder möglich sein wird. Unser Autor war in der Großstadt Hangzhou und hat sich auch ein bisschen in deren Vororten umgeschaut. von Benjamin Aunkofer
Lebende Schlangen in freier Natur sind bei vielen Chinesen außerordentlich unbeliebt. Sicherlich kennt jeder Reptilienenthusiast die tendenzielle Ablehnung dieser Reptlien in der mitteleuropäischen Bevölkerung, in China ist der „igitt“-Faktor jedoch noch mal deutlich stärker ausgeprägt, und diesen Reptilien – übrigens auch den Echsen – wird meistens eine hochgradige Giftigkeit unterstellt. Dass Schlangen in China gleichzeitig als besondere Delikatesse auf manchen Speisekarten zu finden sind, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Vermutlich wird diese kulinarische Vorliebe aber ohnehin überwiegend von einer Minderheit der Han-Chinesen gepflegt.
La Isla Bonita – unterwegs auf der Kanareninsel La Palma
Reisen ist in Corona-Zeiten ein schwieriges Unterfangen. Erst recht, wenn das Ziel auch herpetologisch interessant sein soll. Zu den Ausnahmen, die noch relativ problemlos bereist werden können, gehören die Kanarischen Inseln. Sie sind derzeit (Stand 14.11.2020) kein Corona-Risikogebiet, relativ problemlos und kostengünstig zu erreichen und auch im Winter ein lohnendes Ziel. Einzige Voraussetzung derzeit: ein negativer Corona-Test. Die botanisch wohl attraktivste Insel der Kanaren ist La Palma. Aber auch herpetologisch lohnt sich eine Exkursion auf „La Isla Bonita“, der schönen Insel. von Rolf Leptin
Die ungefähr 700 km2 große Insel La Palma liegt im Atlantischen Ozean, etwa 400 km vor der marokkanischen Küste. Sie ist die nordwestlichste der politisch zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln und gleichzeitig auch die ursprünglichste und waldreichste. Es gibt auf diesem aus Vulkanen entstandenen relativ kleinen Eiland hohe Berge, tiefe Schluchten, wilde Küsten und zahlreiche Pflanzenarten in fünf Klima- und Vegetationszonen, wovon jedoch nur ein geringer Teil endemisch ist. Vieles wurde in hunderten von Jahren hauptsächlich aus Süd- und Mittelamerika dorthin verbracht.
Sommer, Sonne, Pizza – Kampanien erleben
In Zeiten von Corona sind Fernreisen gerade nicht möglich. Aber in Europa sind viele Gegenden wieder zugänglich, darunter Italien, das derzeit nicht mehr zu den Risikogebieten zählt. Daher spricht nichts gegen eine verantwortungsvoll nach Corona-Regeln durchgeführte Reise. Derzeit hat man sogar den Vorteil, dass vergleichsweise wenig Touristen unterwegs sind. Unsere Autoren haben Süditalien bereits im Jahr vor der Pandemie bereist. Die Region zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Hier findet man überall Zeugnisse längst vergangener Zeiten. Küsten-, Berg- und Hügellandschaften prägen Süditalien und laden zum Erkunden ein. Und, nicht zu vergessen: Wo Ruinen sind, da sind meist auch Eidechsen ... von Claudia und Andreas Schäberle
Unsere fast dreiwöchige Italienreise im Juni 2019 begann an den Thermalquellen Saturnias. Der kleine Thermalort liegt in der toskanischen Meremma 100 km südlich von Florenz. Aus den Quellen strömen pro Sekunde 800 Liter 37 °C warmes, schwefelhaltiges Wasser, das von den Hängen des Monte Amiata stammt. Wer sehr früh am Morgen dran ist, kann die Quellen fast alleine genießen – nach einer 700 km langen Autofahrt genau das Richtige, um wach zu werden. Direkt an den Felsen rund um die Thermalquellen konnten wir schnell Ruineneidechsen (Podarcis siculus campestris) und Mauergeckos (Tarentola mauritanica) feststellen. Die scheuen Geckos leben mancherorts in großen Gruppen. Auch hier konnten wir die nacht- oder dämmerungsaktiven Geckos beim ausgiebigen Sonnenbad beobachten.
Wir bleiben zu Hause! Herping im Corona-Sommer 2020
USA-Trip geplatzt, Borneo-Aufenthalt storniert, Amazonas-Tour gecancelt – Terrarianer sind ein reiselustiges Völkchen und normalerweise überall auf der Welt unterwegs, um ihre favorisierten Tiere im Feld aufzuspüren, zu beobachten und zu fotografieren. Monatelang waren Reisen nicht mal innerhalb Europas möglich, und auch jetzt wartet mancher vorsichtig ab, bevor er sich wieder ans Mittelmeer traut. Aber draußen ist Sommer, Reptilien-Saison! Und wer Kinder hat, will mit ihnen auch in den Sommerferien Herpetologisches unternehmen. Benny Trapp, Naturfotograf mit Schwerpunkt Amphibien und Reptilien, stellt Alternativen für den Herpeto-Trip vor der Haustür vor. von Benny Trapp
Was für ein Jahr ...! Normalerweise wäre ich genau jetzt in Griechenland, um Naturfreunde und Studentengruppen durch die Natur zu führen, ihnen Amphibien, Reptilien, aber darüber hinaus auch viele andere Tiere, idyllische Landschaften, Pflanzen und ein bisschen Kulturelles zu zeigen. Aber dann kam Corona, lateinisch (corona) für Krone – eine Vokabel, die ich bisher nur in Bezug zu einigen wissenschaftlichen Namen von Tierarten setzen musste.
Nun sitze ich also statt auf einer griechischen Wiese an meinem Schreibtisch und schreibe auf Bitte von REPTILIA-Redakteur Heiko Werning über meine Erfahrungen mit Herpeto-Touren im eigenen Land, um denen ein paar Tipps zu geben, die in diesem Jahr nicht das machen können, was sie eigentlich geplant hatten.
Trotz all meiner finanziellen Verluste und des Zusammenbruchs nahezu aller Aufträge versuchte ich als positiv denkender Mensch schon früh, das Beste aus der Situation zu machen, die sich ja nun einfach nicht ändern lässt. Viel zu oft hat sich in meinem Leben schon so Grundlegendes geändert, als dass ich nicht genau wüsste, dass es eben immer schon irgendwie weitergeht. So war das Mantra für mich schon Anfang dieses Krisenjahres bald klar: „Wir bleiben zu Hause!“
Der große Treck - Teil 7 Chihahua-Wüste
Quer durch Nordamerika vom Atlantik bis an den Pazifik. Vor 150 Jahren suchten Abertausende europäische Siedler auf abenteuerlichen Routen ihren Weg durch großartige, wilde Landschaften in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Geschichte des Großen Trecks hat sich tief in das kollektive Bewusstsein gebrannt, bis heute sind die USA für viele ein Sehnsuchtsort geblieben. Noch dazu einer, der für Reptilien- und Amphibienfreunde allerhand zu bieten hat. REPTILIA-Redakteur Heiko Werning hat sich den alten Traum von der Durchquerung des Kontinents von Ozean zu Ozean erfüllt. Nicht am Stück, sondern über Jahre, in vielen einzelnen Reisen. Unsere in loser Reihenfolge erscheinende Serie „Der Große Treck“ verfolgt die Route von Ost nach West.
von Heiko Werning
Man kann in diesen Tagen natürlich keinen Artikel über Reisen in die USA beginnen, ohne auf die aktuelle Situation Bezug zu nehmen. Dabei ist es fast schon bizarr: Denn mein ganz persönliches Corona-Jahr begann genau dort, wo Teil 6 dieser Reihe aufhörte und dieser siebte, viel zu lang verschobene Text nun anfangen soll: in der Big-Bend-Region im tiefen Westen von Texas.
Thailand – herpetologische Beobachtungen im Süden
Thailand bietet mit seinem tropischen Klima ideale Lebensbedingungen für eine Vielzahl an Reptilien und Amphibien. Unsere Autoren besuchten den Süden Thailands vom 9. September bis 20. September 2016 und vom 6. Juli bis 9. Juli 2018 und konnten eine ganze Reihe an Vertretern der Herpetofauna beobachten. von Kai Kolodziej und Chantal Cenker
Bei unseren zwei Aufenthalten im Süden Thailands besuchten wir u. a. das Gebiet um die Stadt Trang. Hier konnten wir die Malaiische Grubenotter (Calloselasma rhodostoma) in großer Stückzahl finden. In dem Stück Regenwald, in dem wir unterwegs waren, war die Art tagsüber fast nicht aufzufinden, nachts allerdings war die Menge sehr beeindruckend. Wir konnten in einer Nacht zehn Exemplare nachweisen!
Auf Reptiliensuche in West-Malaysia
Am Anfang standen der Urlaubsbericht eines Onkels – und ein REPTILIA-Artikel. Der Beginn einer tropischen Leidenschaft. West-Malaysia ist ein faszinierendes Urlaubsziel für Terrarianer, die sich auch für Kultur und eine multikulturelle Gesellschaft begeistern können: vom Stadtpark in der Metropole mit originellem Enten-Ersatz bis zur weitgehend naturbelassenen Insel. von Christian Lorenz
Bei einem Besuch bei meinem Onkel zeigte er mir Bilder aus seinem letzten Urlaub auf Pulau Tioman. Pulau Tioman? Das hatte ich doch schon einmal gelesen! Zu Hause kramte ich in meiner REPTILIA-Sammlung und fand das gesuchte Heft: „Perle im Südchinesischen Meer“ lautete der Untertitel des Zweiteilers von W. Grossmann und F. Tillack. Und so begann mit der Lektüre dieses REPTILIA-Artikels meine Urlaubsplanung. Es sollte eine Mischung aus Kultur, Tierbeobachtungen, Strand und City werden.
Zufallsbegegnungen in Südafrika
Wenn man als botanisch Interessierter zu einer Reise nach Südafrika aufbricht, hat man erst mal keine Reptilien auf dem Schirm. Wer jedoch ohne Scheuklappen unterwegs ist, wird schnell gewahr, dass es dort nicht nur eine große Pflanzenvielfalt gibt, sondern auch jede Menge Reptilien. Und plötzlich ertappt man sich dabei, doch etwas genauer hinzuschauen ... Die Geschichte eines „Fehltritts“. von Elmar Mai
Es war eine organisierte Reise Ende August/Anfang September, also im südafrikanischen Frühling. Sie führte uns im äußersten Westen Südafrikas an der Atlantikküste entlang, vom Kap der Guten Hoffnung hoch bis fast an die Grenze Namibias. Die großen Lebensräume im Osten wie den Krüger-Nationalpark, die Savannen des Binnenlandes und die tropischen Gebiete an der Südküste am Indischen Ozean haben wir – geografisch nicht ganz korrekt gesprochen – links liegen gelassen und somit nur einen sehr schmalen Streifen des Landes kennen gelernt.
Hawaii – auch herpetologisch eine Trauminsel?
Ohne Zweifel ist der – zumeist nasse und kalte – Oktober nicht gerade der lieblichste Monat bei uns in Deutschland. Welch verlockende Vorstellung, diesen Zeitabschnitt des Jahres in einem warmen, weit entfernten Südseeparadies zu verbringen ... Zumindest in Gedanken können Sie als REPTILIA-Leser nun schon mal losfliegen – nach Hawaii! Und dabei schauen, ob die Inselgruppe auch in herpetologischer Hinsicht einen Besuch wert ist. von Nicolas von Lettow-Vorbeck
Meine Frau und ich hatten das Privileg, dem deutschen Oktober entkommen zu können, denn unsere Hochzeitsreise führte uns ins weit entfernte Hawaii. Vor dem Südseetraum steht allerdings eine ausgedehnte Flugreise. Wir hüpfen mit einer kleinen Propellermaschine von Hannover nach Kopenhagen – von dort geht es in knapp 11 Stunden Flug nach San Francisco. Nach kurzem Aufenthalt und aufwendigen Einreiseformalitäten (Ganzkörperuntersuchung meiner Frau inklusive) besteigen wir schließlich eine Boeing 757 nach Hawaii. Gute fünf Stunden zeigt der Blick durchs Flugzeugfenster nur den endlosen Pazifik – dann kommt endlich der Archipel in Sicht.
Lust und Frust auf Santorini und Naxos
Die Kykladen inmitten der Ägäis sind zweifellos eines der herpetologisch interessantesten Gebiete Griechenlands. Sie bieten einen Lebensraum für eine sehr spezielle und großteils endemische Herpetofauna. Während Naxos die größte Kykladeninsel ist, sticht Santorini sie in Sachen Bekanntheitsgrad lässig aus. Grund genug, diese beiden Inseln einmal zu besuchen. Und so ging es im September los auf Reptiliensuche. von Andre Schmid
Die Tatsache, dass Santorini touristisch äußerst hoch im Kurs steht, bringt den Vorteil mit sich, dass die Insel via Direktflug schnell und einfach erreichbar ist. Nachdem wir auf Santorini gelandet waren, zeigte sich gleich das volle Ausmaß des Tourismus. Auf dem Weg zu unserem Hotel staute es sich aufgrund der Massen an Touristen auf Quads, Rollern und Mietautos an allen Ecken und Enden, und so verdreifachte sich die Fahrtzeit. Glücklicherweise hatten wir ein Appartement am Rand von Fira angemietet, was ein ständiges Autofahren überflüssig machte, da herpetologisch interessante Gebiete direkt dahinter zu finden waren. So machte ich mich nach dem Einchecken und dem ersten Abendessen direkt auf den Weg, bewaffnet mit einer Taschenlampe, um die angrenzenden Wiesen nach Katzennattern (Telescopus fallax) abzusuchen. Es dauerte nicht lange, bis ich die erste abgestreifte Haut dieser Schlangen in einer Steinmauer entdeckte. Leider blieb die weitere Suche trotzdem erfolglos.