Eine Echsenfamilie im Schatten: Selbst gestandene Terrarianer wissen oft kaum mehr über Schleichen, als dass sie die einheimische Blindschleiche und den großen Scheltopusik kennen. Terraristisch wurden Schleichen lange weitgehend ignoriert. Erst in den letzten Jahren erwachte das Interesse allmählich, nicht zuletzt aufgrund der faszinierenden Baumschleichen der Gattung Abronia. Höchste Zeit, einen Überblick über diese teils stark bedrohten, teils spektakulär gefärbten, teils völlig überraschenden, fast immer aber komplett verkannten Echsen zu geben. von Christian Langner

Die Angehörigen der kleinen Echsenfamilie der Schleichen boten immer schon Anlass für Verwirrungen. So ist der bei uns bekannteste Vertreter, die heimische Blindschleiche, selbstverständlich nicht blind. Eine Tatsache, die unserer vorbelasteten Leserschaft natürlich bekannt ist, beim Normalbürger allerdings immer noch für Missverständnisse, Vorurteile und Halbwissen sorgt. Dabei bezieht sich der Name Blindschleiche gar nicht auf die Sehfähigkeit, sondern leitet sich im Wortursprung vom mittelhochdeutschen „Plintslicho“ ab, was so viel heißt wie „glänzende Schleiche“ (Völkel & Alfermann 2007) – eine Anspielung auf die glatte und glänzende Oberfläche der Blindschleichenhaut

Von weiten Teilen der Bevölkerung wird die Blindschleiche auch heute noch fälschlich als Schlange betrachtet, sei dies nun der schlangen­ähnlichen Gestalt oder den ähnlich klingenden Namen Schleiche/Schlange zuzuschreiben. Falsch ist das natürlich allemal und endet leider für diese harmlosen Echsen oft tödlich. Als vermeintlich giftige „Schlangen“ werden sie auch heute noch immer mal wieder erschlagen. Meine bislang einzige Begegnung mit einer von mir schon seit Langem als begehrtes Fotomotiv gesuchten und zumindest in meiner westfälischen Heimat sehr seltenen blau gefleckten Blindschleiche war leider ein solcher Fall. Während eines sonntäglichen Spaziergangs fand ich vor ein paar Jahren ein wunderschön blau gefärbtes altes Männchen frisch erschlagen und zerstückelt auf einem Wanderweg. Da mir nur wenige Minuten vorher ein junges Pärchen entgegengekommen war, eilte ich diesem nach und stellte es zur Rede. Wie vermutet hatte der junge Mann die Schleiche als vermeintlich giftige Schlange angesehen und „heldenhaft“ erschlagen. Müßig zu betonen, dass natürlich auch keine unserer gefährdeten Schlangenarten erschlagen werden darf!

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 136