Wenn man den Begriff „tagaktive Geckos” hört, denkt man zuallererst an die Gattung Phelsuma, deren Vertreter aufgrund ihrer prachtvollen Färbung schon lange in der Terraristik höchst beliebt sind. Aber auch andere tagaktive Geckos sind den meisten Geckokennern ein Begriff, wie z. B. die teilweise winzigen Kugelfingergeckos aus der Gattung Sphaerodactylus, hübsch gezeichnete Geckos aus der Gattung Gonatodes – oder eben die zahlreichen Arten aus der Gattung Lygodactylus. Und die sind einen näheren Blick unbedingt wert! von Beate Rölll

Die tagaktiven Geckos der Gattung Lygodactylus sind auch unter dem Namen Zwergtaggeckos bekannt, obwohl die Bezeichnung „Zwerggecko”, speziell im Vergleich mit den Kugelfingergeckos, gar nicht unbedingt auf alle Arten zutrifft. Die kleinsten Arten haben eine Kopf-Rumpf-Länge von knapp 3 cm, die größten Arten erreichen stattliche 5 cm. Der Schwanz ist etwa so lang wie Kopf und Rumpf zusammen oder oft sogar etwas länger, sodass die Gesamtgröße der Tiere zwischen 6 und 10 cm liegt. Eine andere populäre Bezeichnung für die Gattung Lygodactylus lautet „Haftschwanzgeckos”. Das klingt nicht besonders gefällig, trifft aber zu. Denn alle Arten haben zusätzlich zu ihren Haftzehen ein Haftorgan unter der Schwanzspitze. Und das besteht – genau wie die Haftzehen – aus meist paarig angeordneten Haftschuppen. Ein netter Spitzname lautet kurz und knapp „Lygos”, eine Bezeichnung, die an das französische „les Lygodactyles” erinnert. Im Englischen heißen sie einfach „dwarf geckos “ (Zwerggeckos).

Systematik
Die Gattung umfasst – je nach Autor und verwendeter Systematik – ca. 65–67 Arten, die nach morphologischen und genetischen Merkmalen in mehrere Verwandtschaftsgruppen unterteilt werden (Pasteur 1965; Puente et al. 2009; Röll 2013). Die Typusart ist der Kap-Zwerggecko, L. capensis, aus dem südlichen Afrika. Sie wurde von A. Smith 1849 als Hemidactylus capensis beschrieben und erst 1864 von Gray in die von ihm neu beschriebene Gattung Lygodactylus gestellt.

Verbreitung
Zwergtaggeckos leben in tropischen und subtropischen Regionen der südlichen Halbkugel. Die meisten Arten kommen in Afrika südlich der Sahara – ungefähr ab dem 20. bis zum 34. Breitengrad, fast an der Spitze von Afrika – und auf Madagaskar vor. Nach phylogenetischen Untersuchungen hat die Gattung Lygodactylus ihren Ursprung auf Madagaskar und breitete sich von dort nach Afrika aus. Danach kam es dann mindestens einmal zu einem weiteren Austausch, diesmal von Afrika zurück nach Madagaskar (Röll et al. 2010). Den Weg zwischen afrikanischem Kontinent und Madagaskar – wahrscheinlich über die Straße von Mosambik – können die Tiere nur durch eine Verdriftung mit Treibgut und in Verbindung mit geeigneten Meeresströmungen hinter sich gebracht haben. Das haben Lygodactylus-Geckos mehrmals geschafft, denn sie haben etliche, zum Teil sehr kleine ozeanische Inseln besiedelt. Dazu gehören im Indischen Ozean die küstennahen Inseln Sansibar, Pemba und Mafia sowie zwei Inseln in der Straße von Mosambik (Ile Europa und Juan de Nova). Im Atlantischen Ozean hat Lygodactylus Inseln im Golf von Guinea erreicht, und zwar die küstennahe, einstmals mit dem Festland verbundene Insel Bioko und die weiter entfernt liegenden Inseln Príncipe, São Tomé und Annobón. Und das ist noch nicht das Ende: Zwergtaggeckos haben es auch bis nach Südamerika geschafft. Dort leben zwei Arten in savannenähnlichen Regionen in Brasilien, Bolivien und Paraguay.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 132