Sie sind der Inbegriff von Echsen in Nordamerika. Selbst unbefangene Touristen begegnen ihnen fast zwangsweise beim Besuch der Nationalparks in den USA oder der Ruinenstätten in Mexiko. Aber auch in der Terraristik gehören die Kleinleguane aus der Familie Phrynosomatidae zu den Klassikern, ohne je den ganz großen Boom erlebt zu haben. Eine kleine Übersicht über eine höchst erfolgreiche Gruppe, die trotzdem immer etwas im Schatten steht. von Heiko Werning

Ganz gleich, ob man an einer kalifornischen Strandpromenade den Surfern zuschaut, durch die Canyons in Utah wandert oder die altehrwürdigen Ruinen von Teotihuacán bei Mexico City besucht: Sie sind immer da. Meist unbemerkt hocken Nordamerikanische Kleinleguane der Familie Phrynosomatidae auf Mauern, an Palmen oder auf Felsen und beobachten aufmerksam ihre Umgebung. Sie sind überwiegend recht klein und gut getarnt, farblich und in der Zeichnung ihrer meist braungrauen Umgebung bestens angepasst. So laufen sie häufig etwas unterhalb der Wahrnehmungsgrenze von Menschen. Dabei sind viele Arten echte Kulturfolger, die vom Menschen sogar profitiert haben, weil sie in seiner Nähe gut leben können. Zaunpfähle und Mauern sorgen für neue Habitate in strukturarmen Lebensräumen, Schutt und Ruinen für Versteckplätze, Vorräte und Abfälle für gute Futterquellen. Es ist wohl auch diese Anpassungsfähigkeit, die dafür sorgt, dass viele Kleinleguane sehr gute Terrarienpfleglinge abgeben. Doch auch in dieser Echsengruppe gibt es echte Spezialisten, und selbst die häufigsten Arten überraschen mit ausgeklügelten Strategien und packenden Verhaltensweisen. In jedem Fall lohnen sie eine nähere Betrachtung.

Leguane oder was?
Lange Zeit wurden die sehr vielgestaltigen Echsen der Neuen Welt, die bestimmte Merkmale etwa in der Bezahnung miteinander teilten, als eine sehr umfangreiche gemeinsame Familie Iguanidae betrachtet, die Leguane. Lange schon war klar, dass es innerhalb der Leguane Gruppen ähnlicherer, näher miteinander verwandter Arten gibt, die ursprünglich als Unterfamilien klassifiziert wurden. Inzwischen aber hat sich weitgehend durchgesetzt, sie als eigenständige Familien zu betrachten. Geblieben ist die deutsche Bezeichnung „Leguane“, auch wenn damit heute nicht mehr nur die Familie Iguanidae gemeint ist.
Eine dieser Familien sind die Phrynosomatidae, für die ich die deutsche Bezeichnung Nordamerikanische Kleinleguane vorschlage. Der wissenschaftliche Name rührt von der Gattung Phrynosoma her, den Krötenechsen. Was insofern etwas unglücklich ist, weil gerade die Krötenechsen eher die untypischsten Vertreter dieser Echsenfamilie stellen, die in ihrer Gestalt völlig aus dem üblichen Phrynosomatidae-Rahmen fallen; aber so sind nun einmal die Gepflogenheiten der wissenschaftlichen Nomenklatur, deren Bezeichnungen nicht der menschlichen Intuition folgen, sondern einem präzisen Regelwerk und chronologischen Prioritäten.
Die Phrynosomatidae stellen mit rund 150 Arten den größten Teil der nordamerikanischen Echsenfauna. Bei der Gelegenheit noch einmal zur Klarstellung: Als Nordamerika wird in der Geografie üblicherweise die gesamte Nordhälfte des amerikanischen Doppelkontinents bis Panama bezeichnet, wobei Zentral­amerika und die Karibik als eigenständige Region betrachtet werden, der die nordamerikanische Region aus Grönland, Kanada, den USA und großen Teilen von Mexiko gegenübersteht. Die Phrynosomatidae sind weitgehend auf diese nordamerikanische Region begrenzt, nur einige wenige Arten dringen bis Zentralamerika vor.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 131