Geißelspinnen sind ebenso heimliche wie faszinierende Kreaturen. Ihre bizarre Gestalt macht sie in der Terraristik beliebt, doch noch spannender sind ihre Verhaltensweisen. Erst allmählich beginnen wir, mehr darüber herauszufinden. Unser kolumbianischer Autor wirft einen Blick nicht nur auf die Arten seines Heimatlandes, sondern auch auf den aktuellen Stand der Verhaltensforschung. von Jorge Cañas-Orozco

Wohl den meisten Menschen fallen zum Thema „Spinnentiere“ neben den Webspinnen höchstens noch die Skorpione ein. Die Arachniden bilden jedoch eine Tierklasse mit einem weit größeren Reichtum an Formen, Größen und Verhaltensweisen. Unter ihren Vertretern befindet sich auch die Ordnung der Geißelspinnen (Amblypygi). Diese Tiere zeichnen sich durch ein sehr langes, dünnes erstes Beinpaar aus, das nicht der Fortbewegung dient. Vielmehr sind diese Beine, denen die Evolution eine peitschen- oder geißelförmige Gestalt verliehen hat, ihre wichtigsten Werkzeuge: Sie erfüllen neben der Tastfunktion auch chemorezeptorische Aufgaben. Mit ihrer Hilfe finden Geißelspinnen Beute oder Geschlechtspartner und können Gefahren erkennen, ja, sich generell in der Welt zurechtfinden.

Eine weitere Besonderheit bilden ihre Pedipalpen, umgewandelte Extremitäten im Kopfbereich, die mit zahlreichen Stacheln versehen sind. Obwohl es sich nicht um echte Zangen handelt, erfüllen sie doch deren Funktion und sind für die Geißelspinnen unverzichtbar, wenn es darum geht, Beute zu fangen und zu töten. Zudem besitzen die Pedipalpen an ihren Enden eine große Zahl steifer Haare, die der Reinigung nach jedem Fressvorgang dienen.
Bei Geißelspinnen handelt es sich um große Arachniden, beträgt ihre Körperlänge doch zwischen einem und 4,5 cm. Mit ausgestrecktem ersten Beinpaar kommen sie sogar auf eine Spannweite von 40 cm, nämlich im Fall der mexikanischen Art Acanthophrynus coronatus. Ihre Mundwerkzeuge ähneln denen der Spinnen, sind jedoch nicht mit Giftdrüsen verbunden. Zudem sitzen darauf steife Fortsätze, die manche Arten dazu benützen, Laute zu erzeugen.
Wie beim überwiegenden Teil der Spinnentiere ist auch bei Geißelspinnen das Sehvermögen nur sehr schwach entwickelt. Gewöhnlich besitzen sie acht Augen, von denen zwei am Vorderende des Körpers sitzen. Die übrigen sechs befinden sich in Gruppen zu je drei an den Seiten. Einige höhlenbewohnende Arten haben jedoch die Vorderaugen oder sogar sämtliche Augen im Lauf ihrer Entwicklung verloren, so etwa Charinus troglobius aus Brasilien, bei dem nur noch Flecken an den Stellen vorhanden sind, wo sich sonst die Seitenaugen befinden.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 135