Rindenbewohnende Gottesanbeterinnen stellen neben Bodenrennern und den typischen Lauerjägern die dritte ökologische Großgruppe der Mantodea. Die Unterschiede betreffen  mehr als bloß den Aufenthaltsort – die diesen speziellen Lebensraum bewohnenden Gottesanbeterinnen zeigen eine ganze Reihe von Anpassungen, die auch für die Terrarienhaltung bedeutende Konsequenzen nach sich ziehen. von Christian J. Schwarz

Eine wichtige ökologische Komponente für rindenbewohnende Gottesanbeterinnen ist die Zweidimensionalität ihres Lebensraumes. Fast alle Rindenbewohner, die ich kenne, reagieren nur auf Beute, die sich auf der Rinde bewegt. Fliegende Insekten, die von vielen Lauerjägern geschickt im dreidimensionalen Raum erkannt und erbeutet werden, werden von Rindenläufern größtenteils ignoriert, solange sie sich nicht auf der Rinde niederlassen. In dieser Hinsicht stehen Rindenmantiden den Bodenrennern näher als den Lauerjägern, sowohl ökologisch als oft auch verwandtschaftlich. Und tatsächlich kann man sich einen Baumstamm als eine zu einem Zylinder gerollte, zweidimensionale Fläche vorstellen. Gemeinsam sind beiden Gruppen die schnelle Bewegungsweise und die oft damit einhergehende Verlängerung der Laufbeine. Rindenmantiden unterscheiden sich von Bodenbewohnern durch den flachen Körperbau und bei manchen Ökotypen auch durch gut ausgebildete Flügel.

Rindenmantis ist nicht gleich Rindenmantis
Phylogenetisch sind die meisten rindenbewohnenden Gattungen nicht näher miteinander verwandt, sondern entwickelten sich unabhängig voneinander. Die heute noch lebenden ursprünglichen Gottesanbeterinnen sind ebenfalls mehrheitlich Rindenbewohner, weshalb diese Lebensweise für die Mantodea wahrscheinlich ursprünglich ist.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 134