Biologische Entdeckungen kann man mittlerweile nicht nur in der Natur machen, sondern auch beim Surfen im Internet – die Zeiten ändern sich! So stießen unser Autor und seine Kollegen von der Zoologischen Staatssammlung München bei einer Fotocommunity auf ein Bild von Paul Bertner, das die kleine, unscheinbar gefärbte madagassische Chamäleonart Calumma gastrotaenia unter zusätzlicher UV-Beleuchtung zeigte. Das eigentlich einheitlich grün gefärbte Tier hatte nun blaue Punkte hinter dem Auge, die die Forscher in dieser Form noch nie gesehen hatten – der Auftakt zu einer aufregenden Entdeckung! von David Prötzel

Von dem überraschenden Internetfoto neugierig geworden, beleuchteten wir die in Alkohol gelagerten Chamäleons der Zoologischen Staatssammlung München und entdeckten tatsächlich bei vielen Arten fluoreszierende Muster im Kopfbereich. Erdchamäleons der Gattung Brookesia fluoreszieren sogar entlang des ganzen Körpers. Der Effekt ist nicht mehr sichtbar bei Exemplaren, die länger als 20 Jahre gelagert waren, und natürlich am eindrucksvollsten bei lebenden Tieren. So konnte ich auch bei meinem zu Hause gepflegten Pantherchamäleonmännchen einen beeindruckenden fluoreszierenden „Kranz“ am Kopf erkennen.

Mechanismus
Chamäleons emittieren blaue Fluoreszenz mit einem Maximum bei 430 nm, die am stärksten durch Licht im UV-A-Bereich (Maximum bei 350 nm) angeregt wird (Prötzel et al. 2018). Die Spektren variieren kaum zwischen den Arten. Die fluoreszierenden Punkte befinden sich meist in der Mitte von angehobenen Schuppen. Mit Hilfe eines Micro-Computertomographen konnten wir zeigen, dass die Fluoreszenzpunkte mit Tuberkel des darunterliegenden Schädelknochens korrelieren. Histologische Schnitte eines fluoreszierenden Tuberkels machten deutlich, dass die Knochentuberkel nur von einer sehr dünnen Schicht Epidermis (20–25 μm) bedeckt sind. Dadurch wird quasi ein Fenster geschaffen, das den Knochen von außen sichtbar macht. Die restliche Dermis, die auch die Melanophoren und Chromatophoren enthält, wird sozusagen verdrängt. Das ist bemerkenswert, da Chamäleons ja bekanntlich durch Farbwechsel kommunizieren und gerade der Kopfbereich oft für Farbsignale eingesetzt wird. An der Position der Tuberkel, die z. B. bei Calumma parsonii die gesamte Temporalregion einnehmen, kann folglich kein Farbwechsel mehr stattfinden.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 154