Die Terrarienabteilung im Aquarium des Kölner Zoos gehört zu den größten und artenreichsten Amphibien- und Reptilien-Schauanlagen in Deutschland. 2021 wurde diese wegweisende Einrichtung 50 Jahre alt. Sie steht für Umweltbildung, Artenschutz und hat dabei stets auch Kooperationen mit Partnern vor Ort, Behörden und privat (Citizen Conservation) aufgebaut. Kurator Thomas Ziegler und seine Mitarbeiter Anna Rauhaus und Christian Niggemann haben in der vergangenen REPTILIA-Ausgabe (Nr. 152, Dezember 2021) bereits die Geschichte und die Schau vorgestellt sowie einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Im abschließenden vierten Teil berichten sie von ihren Artenschutzprojekten und geben einen vollständigen tabellarischen Überblick über die gepflegten Arten. von Thomas Ziegler, Anna Rauhaus & Christian Niggemann

Beschlagnahmungen
Kann man, wie im dritten Teil dieser Artikel-Reihe beschrieben, beschlagnahmte Körperteile bedrohter Arten oder daraus hergestellte Produkte nur noch identifizieren und danach, bei fehlenden Unterlagen über den rechtmäßigen Erwerb, aus dem Verkehr und den Käufer bzw. Verkäufer zur Verantwortung ziehen, so ist das bei lebenden Tieren anders. Hier muss schneller gehandelt werden. Die Artzugehörigkeit muss identifiziert und die Tiere selbst müssen aufgefangen und nicht selten erst wieder gesund gepflegt werden, bevor sie dauerhaft übernommen oder an eine passende Haltung weitervermittelt werden können. Im besten Fall können Tiere so nicht nur als Individuen gerettet werden, sondern auch durch ein darauf aufbauendes Erhaltungszuchtprogramm dem Artenschutz dienen. Hier sind insbesondere genetische Analysen extrem hilfreich, und zwar nicht nur bei der Identifizierung beschlagnahmter Arten – in den seltensten Fällen liegen ja (verlässliche) Informationen zu Art bzw. Herkunft vor –, sondern auch bei der Zuordnung zu genetischen Linien bzw. Regionen im Herkunftsgebiet. Und dieses Wissen ist eine Grundvoraussetzung für ein Erhaltungszuchtprogramm bzw. für spätere Rückführungen der Tiere bzw. ihrer Nachzuchten, wenn es sich nicht gerade um Mikroendemiten handelt, die ohnehin nur von einer Stelle bekannt sind.

Dass so etwas möglich ist, konnte unser internationales Team gerade erst für die Pfauenaugenschildkröte (Sacalia quadriocellata) aufzeigen. Anhand von Tieren mit Fundortangaben konnte ein molekularer Baum entwickelt werden, in den fundortlose Tiere aus Beschlagnahmungen und Haltungen eingebaut und so Linien bzw. Regionen zugeordnet werden konnten (Le et al. 2020). Auch für die philippinischen Bindenwarane (einschließlich des indonesischen Zieglers Bindenwarans) haben wir einen solchen molekularen Referenzbaum bereits erstellt, worüber im dritten Teil des Artikels schon berichtet wurde. Die Genetik war auch bei den Krokodilschwanz­echsen essenziell, stammten doch die vietnamesischen Tiere aus unserer Erhaltungszucht aus Beschlagnahmungen und Haltungen, die erst molekular sicher der vietnamesischen Schutzeinheit zugeordnet werden konnten.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 153