von Rolf Leptien

Ursprünglich hatte ich keine Ambitionen, Schildkröten zu halten, aber irgendwie liefen sie mir immer mal wieder über den Weg.

Mein erstes einschlägiges Erlebnis begann in jüngeren Jahren in Marokko, als ich in einer mehrwöchigen Tour mit einem Leihwagen dieses Land bereiste. So war ich dann eines Tages auf dem Weg in den Süden zum Antiatlas und fuhr relativ langsam, um ja alles im Blick zu haben. Beidseitig plane Ebene ohne irgendwelchen sichtbaren Bewuchs. Dabei wurde ich immer wieder von LKWs überholt und bemerkte einmal, dass vor mir urplötzlich so ein Ungetüm einen abrupten Schlenker zur linken Seitenstraße machte, und sah dann, dass er willkürlich eine auf der Straße kriechende Schildkröte überfahren hatte. Ich stoppte und sah mir das Tier an. Der Panzer war total auseinander gebrochen und die Schildkröte tot.

Ich wollte gerade wieder einsteigen, da konnte ich auf der anderen Seite, unweit der Straße, jede Menge Schildkröten beobachten, natürlich Testudo graeca, die Maurische Landschildkröte. Offensichtlich war gerade Paarungszeit, und so war es möglich, zwischen den Tiere umherzulaufen und sie in Augenschein nehmen, ohne dass sie sich gestört fühlten. Bald fielen mir einige Exemplare auf, die augenscheinlich auch schon mal Kontakt mit einem LKW gehabt hatten, aber sichtbare ehemalige Risse waren wieder gut verheilt. Ich fand dann aber auch noch Exemplare, die offenbar kurz zuvor angefahren und verletzt worden waren.

Auf mehreren Reisen ins Ausland hatte es sich immer wieder als zweckmäßig erwiesen, ein paar Rollen Filamentklebeband dabeizuhaben, auch in Notfällen für kleine Reparaturen am Auto. Und so begann ich bei Tieren, die noch lebensfähig erschienen, den gerissenen Panzer vorsichtig mit dem Klebeband zu fixieren, indem ich den ganzen Panzer in mehreren Lagen umwickelte – in der Hoffnung, dass der Panzer vielleicht doch zusammenwächst, bevor das recht strapazierfähige Band abgescheuert ist, Am Bauch passiert das ja rascher, aber oberhalb hält es doch viel länger. Ob diese Vorgehensweise den Tieren letztendlich geholfen hat, kann ich nicht sagen, aber zumindest hatte ich getan, was ich konnte.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 49