51 internationale Schildkröten-Fachleute – darunter der Senckenberger Herpetologe Uwe Fritz – haben im Juni die umfassendste Studie über die globale Gefährdung von Schildkröten im Fachjournal „Current Biology“ veröffentlicht. Das Team der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) kommt zum Schluss, dass über die Hälfte aller 360 Schildkrötenarten von der Ausrottung bedroht sind. Laut der Studie wäre ein Handelsverbot für Wildfänge ein effektives Gegenmittel. Jedes Jahr werden weltweit Hunderttausende von Schildkröten für den Wildtierhandel gesammelt, vor allem um sie als Heimtiere zu halten oder – insbesondere in Ostasien – zu essen. Im Mai beschlagnahmten mexikanische Behörden beispielsweise 15.000 Schildkröten,…
Bei einer internationalen Expedition unter Leitung der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) ist es gelungen, das seltene Voeltzkow-Chamäleon (Furcifer voeltzkowi) in Nordwest-Madagaskar aufzuspüren – nachdem es über 100 Jahre verschollen war. Genetische Untersuchungen ergaben, dass die Art am nächsten mit Labords Chamäleon (Furcifer labordi) verwandt ist, das als eines der Wirbeltiere mit der kürzesten individuellen Lebensdauer gilt und nur wenige Monate während der Regenzeit lebt. Nach dem Schlupf aus dem Ei wachsen die Chamäleons im Rekordtempo heran, paaren sich, kämpfen mit Artgenossen und legen ihre Eier ab, bevor sie erschöpft am Ende der Regenzeit sterben. Die Forscher vermuten, dass der Lebenszyklus…
Das Philippinenkrokodil (Crocodylus mindorensis) ist eine mittelgroße Krokodilart, die es nur auf den Philippinen gibt. Mit nur noch etwa 100 Tieren in freier Wildbahn zählt es zu den seltensten Krokodilen der Welt. Deswegen wird die Art in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „vom Aussterben bedroht“ aufgeführt. Weiterhin hat sie höchsten Schutzstatus (Anhang I) im Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Aufgrund des besorgniserregenden Status in der Natur und um die Art nicht zu verlieren, hat die IUCN Crocodile Specialist Group (CSG) Ex-situ-Maßnahmen empfohlen, d. h. den Aufbau von Erhaltungszuchten in Zoos. Internationale Erhaltungszuchtprogramme, geregelt durch Verträge mit der Philippinischen Regierung, wurden zunächst…
Der Tonlé Sap in Kambodscha ist in allen Belangen ein besonderer See. Er ist nicht nur der größte See Südostasiens, sondern der größte Auensee der Welt. Er gilt als hydrologisches Weltwunder. Zudem beherbergt er die wahrscheinlich ungewöhnlichste Wasserschlangen- Gemeinschaft der Welt. Bis jetzt noch jedenfalls. In der Trockenzeit entwässert der Tonlé Sap über den 120 km langen gleichnamigen Fluss in den Mekong. Während der Regenzeit schwillt das Wasser im Mekong an und drückt es in den Tonlé- Sap-Fluss, wodurch dieser seine Fließrichtung ändert und zum Zufluss des Sees wird. In der Folge dehnt sich die Fläche des Sees aus. Während…
Ein schwarzes Jahr war das erste Corona-Jahr 2020 für ungezählt viele. Warum das auf die Kreuzotter sogar im doppelten Wortsinn zutrifft, zeigt Ole Dost hier mit eindrucksvollen Bildern und ergänzt damit die Foto-Dokumentation über die Farbvarianten der Kreuzotter aus REPTILIA Nr. 148 von Andre Schmid. Zwei Faktoren dürften im Vordergrund stehen, wenn es um den metaphorischen Sinn der Nicht-Farbe Schwarz geht: Durch die mangelnde Reisefreiheit, seit der friedlichen Revolution von 1989 erstmals wieder ein gebräuchlicher Ausdruck, wurden die landschaftlichen Hotspots unseres Landes mit noch mehr Ausflüglern geflutet als ohnehin. Da viele dieser Besuchermagnete auch zu den letzten Verbreitungszentren der Kreuzotter…
Zwei Chamäleonarten sind in Europa heimisch: Das Europäische Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon) und das Basiliskenchamäleon (Chamaeleo africanus). Leider sind die Vorkommen beider Arten stark bedroht. Reptilienfreunde auf Reisen sollten ihren Teil dazu beitragen, die Situation dieser charismatischen Echsen nicht noch weiter zu verschlechtern. Der Name „Europäisches Chamäleon“ für Chamaeleo chamaeleon ist im Grunde etwas irreführend, denn bei diesem handelt es sich gar nicht – wie die Bezeichnung suggerieren könnte – um eine rein europäische Art. Vielmehr ist Ch. chamaeleon zwar auch in Europa verbreitet, sehr wahrscheinlich auf unserem Kontinent aber nirgendwo natürlichen Ursprungs. Europäische Chamäleons? Mindestens das Vorkommen auf Malta ist…