2022 war, darüber dürfte ungewohnte allseitige Einigkeit herrschen, ein wirklich außergewöhnliches, unerfreuliches Jahr. Auch im dritten Jahr hat die Corona-Pandemie noch immer für haufenweise Leid, Ärger und schlechte Laune gesorgt. Im Natur und Tier – Verlag musste in diesem Herbst phasenweise gar der Bürobetrieb eingestellt werden, weil der Krankenstand so hoch war. Veranstaltungen leiden nach wie vor unter schlechten Besucherzahlen, weil die Menschen sich entweder noch immer nicht wieder trauen, richtig unter Leute zu gehen, weil sie sich in der Zwischenzeit zwischen Netflix, Spotify und den in den Lockdowns erlernten Kochkünsten zu Hause eingesponnen haben – oder weil sie eben gerade krank oder in Quarantäne sind. Apropos Netflix, das Ganze kam einem wirklich vor wie in einer endlos ausgewalzten TV-Serie, wo Staffel um Staffel immer noch abstrusere und dramatischere Wendungen hingelegt werden. Nach dem Ausbruch eines geheimnisvollen Virus dann Lockdowns, Ministerpräsidentenkonferenzen, Querdenker, Delta- und Omikron-Wellen – da dachte man ja, dass nun aber auch wirklich mal das Finale kommen könnte. Doch schon beginnt die neue Staffel mit einem Krieg vor unserer Haustür und all seinen Auswirkungen.
Gegenüber dem Leid der Menschen in der Ukraine und der ukrainischen Flüchtlinge (und denen aus anderen Teilen der Welt, die im Mittelmeer ertrinken, sowieso), aber auch dem der russischen Soldaten, die als Kanonenfutter von ihrem in nationalistischen Großmachtträumen gefangenen Despoten verheizt werden, sind die Unbill, mit denen wir es hier im deutschsprachigen Raum derzeit zu tun haben, zum Glück noch überschaubar. Aber Rekordinflation, Energiekrise und Blackout-Gefahr treffen auch hierzulande jeden.
Mit Folgen leider auch in der Terraristik. Die Reptilienauffangstation München berichtet von einem starken Anstieg der Abgaben von Reptilien, weil ihre Halter sich die Energiekosten nicht mehr leisten können. Dass derselbe Trend auch für andere Haustiere gilt, ist da kein richtiger Trost.
Es ist natürlich traurig, wenn sich die wirtschaftliche Situation vieler Menschen so sehr verschlechtert hat, dass sie sich nicht mehr in der Lage sehen, ihr Hobby weiter auszuüben. Auf der anderen Seite aber kann ein erfüllendes, nie langweilig werdendes Hobby wie die Terraristik vielleicht gerade auch in solch schwierigen Zeiten helfen, Freude im Alltag zu bewahren und Zerstreuung angesichts der vielen schlechten Nachrichten zu bringen. Wer die Nase voll hat von dem Wahnsinn da draußen, der ist sicherlich froh, wenn er im Hobbykeller die Frösche füttern, den Schlangen das Terrarium richten oder seine Echsen in ihrer kleinen heilen Felsen- oder Regenwald-Welt beobachten kann. Und ein echter Terrarianer gibt natürlich sowieso nicht einfach so sein Hobby auf. Dafür ist es einfach viel zu packend!
Angesichts der Lage in der Welt möchte man es aber manchmal doch am liebsten vielen unserer Pfleglinge gleichtun – überwintern erscheint gerade eine wirklich reizvolle Option. Aber es hilft ja nichts. Während Griechische Landschildkröte, Kornnatter, Rotbauchunke und Bartagame gemütlich in die Überwinterung entschwinden, müssen wir durchhalten. Hoffen wir einfach, dass im nächsten Frühjahr, wenn alle wieder auftauchen, die Lage insgesamt freundlicher ist.
Bis dahin wünschen wir Ihnen allen zumindest frohe Weihnachten, schöne Feiertage und einen guten Start ins neue, hoffentlich bessere Jahr 2023!
