Editorial 150

30. Juli 2021

150 Ausgaben REPTILIA! Damit sind wir allmählich selbst schon echte Urtiere in der Terraristik. Als die erste REPTILIA im Oktober 1996 erschien, hätten Matthias Schmidt und ich uns das wohl kaum zu träumen gewagt. Das war vor fast exakt 25 Jahren – noch ein Jubiläum!

Ein Vierteljahrhundert REPTILIA: Was für eine wechselvolle Zeit im Rückblick! Als wir loslegten, schickten wir uns noch Korrektur-Faxe und ausgedruckte Blaupausen zu, weil es noch keine pdf gab (oder wir jedenfalls noch nicht mit ihnen arbeiteten). Das Internet für die breite Allgemeinheit war gerade erst in den Kinderschuhen. Zu den beliebtesten Rubriken der ersten Jahrgänge gehörten Kleinanzeigen und Leserfragen – zwei Formate, die im Internet-Zeit- alter kaum noch vorstellbar erscheinen. Tja. Das geht mit Facebook oder Foren heute halt doch ein wenig schneller und effizienter.

Was sich aber nicht geändert hat, ist der Kern dessen, was REPTILIA ausmacht: Ein Team von Menschen, das sich intensiv mit der Thematik befasst und auf ein großes Netzwerk an Fachleuten zurückgreift, stellt Heft für Heft interessante Artikel aus dem riesigen Feld der Terraristik zusammen, triA also eine Auswahl an spannenden Inhalten, macht einen interessanten Mix daraus und bringt diese sprachlich wie optisch in Form. Es freut uns, dass offenbar auch im digitalen Zeitalter noch Bedarf genau daran besteht. Andererseits kein Wunder, denn letztlich ist das ja völlig unabhängig vom Medium. Wir Old-School-Dinos und Zeitschriften-Feinschmecker halten zwar noch gerne Papier in der Hand, aber natürlich spricht nichts dagegen, denselben Lesegenuss am Bildschirm zu Hause oder auf dem mobilen Device zu haben. Auch wenn die REPTILIA demnächst sicherlich ihre Inhalte zusätzlich digital anbietet, wird sich an unserer eigentlichen Arbeit nichts ändern.

Dafür hat sich ja ansonsten schon genug geändert. Das Hobby hat stürmische Zeiten erlebt. Von einer wilden Wachstumsphase, in die hinein wir 1996 gestartet sind und die ihren Höhepunkt wohl Mitte der Nullerjahre fand, hin zu einem deutlichen Rückgang des breiten Interesses an der Terraristik mit allen Vor- und Nachteilen. Nur die wenigsten ernsthaften Terrarianer werden bedauern, dass Amphibien und Reptilien nicht mehr an jeder Ecke zu Schleuderpreisen verkauft werden. Andererseits ist es natürlich schade, dass es angesichts von immer besseren technischen Möglichkeiten, eines immer umfangreicheren Wissens und zahlloser Nachzuchten einer atemberaubend breiten Vielfalt an Arten mitunter schwierig geworden ist, noch Interessenten für die Tiere zu finden. Ganz zu schweigen von den nervtötenden unsachlichen Angriffen auf das Hobby.

Aber – auch hier hat man den Eindruck, dass die Dinge sich konsolidieren. Viele Leute aus der Szene, mit denen wir in letzter Zeit gesprochen haben, teilen den Eindruck, dass sich das Interesse an Terraristik wieder auf einem vernünftigen Niveau stabilisiert hat. Mit weniger „Modeterrarianern“ oder eher an ihrem Selbstwertgefühl laborierenden Leuten, sondern mit ernsthaften Haltern, die sich aus Interesse und Liebe intensiv mit Tieren beschäftigen, die die große Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor ignoriert oder geringschätzt. Und das mitten in einer Biodiversitätskrise, bei der es von entscheidender Bedeutung sein wird, dass mehr Menschen sich mit Wildtieren beschäftigen, Verständnis für sie entwickeln und für sie einstehen – in der Natur wie in menschlicher Obhut.

So gesehen blicken wir optimistisch in die Zukunft – und haben uns geradezu symbolhaft für das Titelthema  dieser Ausgabe entschieden. Kaum ein Zweig der Terraristik steht so sehr in der Kritik wie die Haltung gefährlicher und oft auch nur angeblich gefährlicher Tiere. Dabei gehören Giftschlangen, Skorpione, große Riesenschlangen und Vogelspinnen zur DNA unseres Hobbys. Faszinierende Tiere, gegen deren Haltung nichts spricht, wenn sie kompetent und eben verantwortungsvoll betrieben wird. Wie man es übrigens von Tierhaltung generell erwarten sollte. Hoffen wir, dass mit dem Abflauen der Corona-Pandemie bald wieder Veranstaltungen möglich sein werden und wir uns alle wiedersehen – so unterschiedlich wir beruflich, politisch und privat auch sein mögen, so sind wir eben doch vereint in dieser besonderen Leidenschaft. Auch dafür steht die REPTILIA – seit 25 Jahren und in der Zukunft!

Viel Freude bei der Lektüre wünscht zum 150. Mal:

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