Es wird wohl sicherlich noch eine Weile dauern, bis wieder so etwas wie Normalität einkehrt, aber immerhin stehen die Zeichen nach 15 zermürbenden Pandemie-Monaten nun doch hoffentlich günstig: Die dritte Welle flaut beim Redaktionsschluss dieser Ausgabe spürbar ab, die Zahl der Impfungen steigt dagegen deutlich an, und auch wenn noch nicht klar ist, ab wann was wie wieder möglich sein wird, können wir doch allmählich hoffen, uns bald wie gewohnt wieder treffen zu können. Noch ist der Termin-Teil dieser REPTILIA-Ausgabe dürr wie ein Spinnengecko, weil kaum jemand auch nur mittelfristige Planungen wagt, sodass wir nur ein paar bereits feststehende Online-Vorträge aufnehmen konnten. Ich hatte in der REPTILIA ja bereits ausführlich auf diese Innovation hingewiesen und möchte noch mal ausdrücklich den engagierten Vereinen und Gruppen danken, die dieses Format in die Terraristik gebracht haben, seien es die DGHT-Regionalgruppen Saar-Pfalz, Hamburg, Stuttgart und inzwischen auch ein paar andere, die Terrariengemeinschaft Berlin (TGB), die IG Phelsumen und die AG Anuren. Sie alle haben uns mit ihren Angeboten dabei geholfen, durch diese angespannte Zeit zu kommen. Es tat gut, zwischendurch mal wieder „wie früher“ einem Vortrag zu lauschen und die alten Bekannten zu treffen, und sei es nur am Bildschirm. Dass auf diese Weise zudem noch so hochspannende internationale „Treffen“ möglich wurden wie beispielsweise bei den AG-Anuren-Vorträgen mit den lateinamerikanischen Zuchtprojekten Tesoros de Colombia und WIKIRI in Ecuador, zeigt, dass man trotz allem auch aus so einer Krise noch Positives rausholen kann. Ein bisschen davon werden wir sicherlich in die Zeit „da- nach“ mitnehmen. Warum sollten wir zukünftig nicht auch die Chance nutzen, Fachleute aus anderen Ländern oder gar von anderen Kontinenten live im Vortrag zu hören? Das ersetzt natürlich nicht persönliche Treffen, und ich bin sicherlich nicht der Einzige, der inzwischen ausgehungert ist nach Börsen und Tagungen. Da werden wir uns hoffentlich bald alle wiedersehen. Und allmählich kann man ja auch wieder von Fernreisen träumen – erst recht, wenn man die Bilder von Andreas Zarling sieht und seinen Bericht aus Kolumbien in dieser Ausgabe liest. Das wollen wir wieder erleben! Für dieses Jahr wird es für die meisten wohl noch ein näher liegendes Ziel in Europa sein – im ersten Corona- Sommer hatte sich Griechenland dafür angeboten. Werner und Yvonne Lantermann berichten von einer weniger besuchten Region dieses für Terrarianer besonders spannenden europäischen Reiseziels, wo man dem Massentourismus gut aus dem Weg gehen kann, selbst wenn er allmählich wieder anlaufen sollte.
Im Titelthema dieser Ausgabe beschäftigen wir uns dagegen mit etwas, nun ja, sehr Häuslichem. Schnecken haben sich, wie es so ihre Art ist, langsam, aber dafür höchst erfolgreich ihren Weg in unsere Terrarien gebahnt und sind längst echte Shooting-Stars der Wirbellosen-Szene. Ähnlich wie bei unserem Titelthema über Asseln im vergangenen Jahr freuen wir uns, sie nun auch in unserer Zeitschrift mal richtig ins Zentrum zu rücken. Mit Melanie Görner und Ingo Fritzsche haben wir zwei Experten der Haltung dieser Tiergruppe als Autoren gewinnen können.
Die Lockdown-Zeit haben viele Terrarianer genutzt, ihre Anlagen zu erneuern oder neue Projekte zu starten. Einer von ihnen ist Joschka Schulz, der uns bereits vor zwei Ausgaben von seinem Umzug als Vollblut- Terrarianer berichtet hat. Dabei hat er im Terrarienkeller seines neuen Domizils auch zwei Lichtschächte vorgefunden – und eine Anregung aus der Terraristikliteratur (da sieht man mal wieder, wofür es gut ist!) aufgegriffen. Wie man aus diesen eher unattraktiven Betonlöchern schicke Terrarien macht, beschreibt er in seinem Erfahrungsbericht in diesem Heft.
Schließlich präsentieren wir mit Hühnerfresser und Kronenbasilisk noch zwei klassische Haltungs- und Zuchtberichte über nicht ganz alltägliche Reptilienarten, bei denen es noch viel zu entdecken gibt – im Fall der Kronenbasilisken sogar eine weitere parthenogenetische Echsenart. Ein eindruckvolles Beispiel für den Wissenszuwachs durch private Haltung!
Kommen Sie gut und gesund durch die (hoffentlich) Schlussphase der Pandemie, und ich wünsche uns einen trotz allem erholsamen Sommer – wir haben es sicherlich alle nötig!
