Was für ein Jahr! Die Corona-Krise hat uns auf eine Weise getroffen, die vor zwölf Monaten als blanke Science Fiction abgetan worden wäre. Dass es in kürzester Zeit nicht mehr möglich sein würde, wie gewohnt zu verreisen oder auch nur Terrarianerstammtische oder Börsen abzuhalten, hätte sich niemand vorstellen können. Und auch wenn es in Form der kurz vor Redaktionsschluss angekündigten Impfung nun immerhin einen Hoffnungsschimmer gibt, den Spuk in absehbarer Zeit beenden zu können, wird Corona zweifellos noch lange unser Leben und Wirtschaften prägen – und wohl auch unser Hobby.
Für REPTILIA war 2020 ein schwieriges Jahr. Der plötzliche erste Lockdown hätte den Natur und Tier – Verlag, der unsere Zeitschrift bekanntlich herausgibt, beinahe zu einem weiteren Virusopfer gemacht. Die unerwartete Schließung praktisch aller Verkaufsstellen und Börsen sowie der dadurch bedingte Verlust vieler Anzeigenkunden hatte dramatische finanzielle Einbußen zur Folge. Praktisch die gesamte April-Ausgabe, die sozusagen zeitgleich zum Lockdown herauskam, konnte nicht verkauft werden. So einen Verlust kann ein kleines Magazin wie unseres nicht einfach so wegstecken. Auch bei den folgenden Heften blieben die Verkaufsmöglichkeiten durch massiv reduziertes Reisendenaufkommen und den damit einhergehenden Verlust bei den wichtigsten Verkaufsstellen in Bahnhöfen und Flughäfen so schlecht, dass der Verlag die REPTILIA nicht mehr im Zeitschriftenhandel anbieten konnte. Die Vertriebskosten, die unabhängig von der Zahl der verkauften Hefte bzw. Händler anfallen, sind so hoch, dass man am Ende selbst mit einem verkauften Magazin nichts mehr verdient, sondern draufzahlt.
Nun ist ein Terraristikmagazin ohnehin etwas anderes als eine große Publikumszeitschrift, und selbst Letztere haben erhebliche wirtschaftliche Probleme. Umso mehr freuen wir uns, dass eine Insolvenz des Verlags abgewendet werden konnte, dank der Unterstützung durch unsere Autoren, Mitarbeiter, Zulieferer und Leser. Letztlich also ist REPTILIA dann doch durch die Krise gekommen.
Wir hoffen, dass das so bleibt. Vielleicht wird mit dem Abflauen des Virus auch die Rückkehr an den Kiosk irgendwann wieder möglich.
Dennoch bereiten wir uns natürlich auch anders auf die Zukunft vor und arbeiten bereits seit einem Jahr intensiv an einer Online-Ausgabe der REPTILIA, die wir Ihnen hoffentlich in Kürze vorstellen können. Mit freiem Zugriff auf das gesamte Archiv der REPTILIA, also ein Vierteljahrhundert geballten Terraristikwissens. Und mit neuen zusätzlichen Formaten. Lassen Sie sich überraschen! Aber keine Sorge: Natürlich wird es auch die gedruckte REPTILIA weiterhin geben. Und nein, nochmals keine Sorge, Sie müssen keinen DGHT-Schreck bekommen: Wir werden den Preis für das gedruckte Heft nicht erhöhen. (Also: Natürlich können wir Preiserhöhungen nicht für alle Zeiten ausschließen, aber das hat nichts mit der Digital-REPTILIA zu tun, und es sind auch keine geplant derzeit, wir hatten ja erst Anfang dieses Jahres die Preise angepasst.)
Wenn Sie der Meinung sind, dass auch in den Zeiten des Internets und der Sozialen Medien eine redaktionell betreute Zeitschrift wichtig und wünschenswert ist, die sich aktiv um Artikel kümmert, Texte einwirbt, redigiert und attraktiv präsentiert, selbst Akzente setzt und vereinsunabhängig arbeitet, dann können Sie uns ganz leicht unterstützten und so dafür sorgen, dass es REPTILIA auch in Zukunft gibt: Abonnieren Sie unser Magazin einfach!
Da man vor Weihnachten ja ohnehin nach guten, individuellen Ideen für Geschenke sucht: Wir bieten auch Geschenk-Abos an! Ein REPTILIA-Geschenk-Abo für befreundete Terrarianer ist zweifellos persönlicher als ein Netflix-Abo und charmanter als Topflappen oder Socken. Also, nur zu!
Ein verrücktes Jahr geht nun also zu Ende. Auch in diesem Heft finden sich Spuren davon. Die Termine lassen wir wegen der Unabsehbarkeit jeder Planung wieder aus dem Heft, dafür berichten wir über gestreamte Vorträge und Tagungen als Videokonferenz. Unser Reisebericht führt uns auf die Kanarischen Inseln – eines der letzten Ziele, das derzeit noch für Normaltouristen erreichbar ist. Und das erfreulicherweise sogar im Winter herpetologische Beobachtungsmöglichkeiten erlaubt.
Vor allem aber widmen wir uns in dieser Ausgabe intensiv unserem zeitlosen Hobby. Denn dieses Privileg haben wir Terrarianer: Wir können unserer Beschäftigung auch im Lockdown, ob light oder heavy, bestens nachgehen, für uns bleibt das Terrarium immer ein Fenster zur Welt und bringt einen Hauch der derzeit unerreichbaren Ferne zu uns. Mit dem Leopardgecko widmen wir uns einem der absoluten Terrarienklassiker, über den es dennoch einiges wenig Bekannte zu berichten gibt. Und der natürlich perfekt geeignet ist, neue Freunde für das Hobby anzuwerben. In unserer großen Segelechsen-Serie geht es diesmal um die richtige Terrarientechnik. Da der Autor ein ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet ist und sogar eine eigene Firma für Beleuchtungsmittel leitet, ist Praxiswissen aus erster Hand garantiert – nicht nur für Hydrosaurus-Halter. Wer seine verstorbene Vogelspinnen oder Skorpione zu schade für den Müll findet, dem zeigen wir eine interessante Option für ein „zweites Leben“. Und mit der Smaragdgrünen Buschnatter stellen wir eine attraktive Schlange vor, die bislang noch kaum in unseren Terrarien vertreten ist, eine nähere Beschäftigung aber unbedingt lohnt. Hinzu kommt eine ganze Reihe neuer interessanter Produkte für Terrarianer, die natürlich auch gute Weihnachtsgeschenke abgeben: von Tränken für Wirbellose über Kartenspiele für Schildkrötenfreunde bis zu Kalendern für Amphibienfreaks.
Damit lässt sich der Pandemie trotzen! Bringen wir die hoffentlich letzten Monate dieses Ausnahmezustands gemeinsam hinter uns, mit Freude an unserem Hobby – und natürlich an der REPTILIA!
Ich wünsche Ihnen trotz allem frohe Festtage und uns allen ein gutes, möglichst virusfreies neues Jahr 2021!
