Uff – na, das hatten wir in 25 Jahren REPTILIA ja auch noch nicht, dass sich zwischen zwei Ausgaben dermaßen die ganze Welt verändert hat. Im Editorial zum April-Heft habe ich noch darüber diskutiert, ob die vorsorgliche Absage der Terraristika in Hamm angesichts der gerade aufziehenden Corona-Virus-Epidemie nun angemessen sei oder überzogen, wie damals manche Terrarianer meinten. Zwei Monate später erscheint das als fast schon bizarre Fragestellung. Die Börsenteilnehmer können dem Terraristika-Team im Rückblick nur dankbar sein, dass es auf eigenes Risiko schon vorsorglich die Veranstaltung abgesagt hatte, sodass sich alle, die dorthin wollten, noch rechtzeitig darauf einstellen konnten. Wie wir heute wissen, wäre die Durchführung der Börse ohnehin von den Behörden verboten worden. Das Verschieben auf den Juni-Termin erwies sich als zu optimistisch. Nun hoffen alle auf den September, aber auch da scheint es nach heutigem Stand alles andere als sicher, nicht einmal als besonders wahrscheinlich, dass Terrarianer sich auf einer Großveranstaltung treffen können.
Die letzte Ausgabe haben wir also noch in jener uns heute schon fast unwirklich weit weg erscheinenden Ära „vor Corona“ fertiggestellt. Danach wurde die Epidemie endgültig zur Pandemie. Es folgten der Lockdown, Kontaktsperren, Veranstaltungsverbote, Grenzschließungen, Reiseverbote. Die Folgen sind noch gar nicht absehbar, die Pandemie ist noch lange nicht ausgestanden, und was danach kommt, kann derzeit niemand seriös vorhersagen.
Klar ist aber: Auch die Terrarianer hat es voll erwischt. Keine Börsen und keine Vorträge sind da nur das offenkundigste Zeichen – erstmals gibt es deshalb keinen Terminkalender in dieser REPTILIA. Viele geplante Touren im In- und Ausland mussten abgesagt werden, Reisen in die Lebensräume unserer Lieblinge, auf die wir uns lange gefreut haben. Oder sie wurden gleich abgebrochen, wie in meinem Fall. Kurz bevor es losging, war ich nach Texas aufgebrochen, um dort auf der Tech-Messe South by Southwest das Projekt Citizen Conservation von Frogs & Friends, der deutschsprachigen Zoos und der DGHT vorzustellen. Als ich gerade angekommen war, wurde die Großveranstaltung, zu der Austin üblicherweise um die 200.000 Besucher erwartet, abgesagt. Kurz darauf folgte der Travel Ban der US-Regierung, der Europäern die Einreise in die USA untersagte und damit den Flugverkehr über den Atlantik zum Erliegen brachte. Glücklicherweise ist es mir gerade noch gelungen, am letzten Tag vor Inkrafttreten einen Flug zurück zu ergattern – sonst hätte ich den Aufenthalt wohl unfreiwillig um einiges verlängern müssen. Angesichts der Corona-Lage in den USA wäre es dann wohl am besten gewesen, sich ganz in die verlassenen Wüstengebiete zurückzuziehen, aus denen ich von früheren Reisen in dieser Ausgabe berichte.
Aber auch die REPTILIA insgesamt wurde böse und durchaus existenzbedrohend getroffen. Mit abgesagten Veranstaltungen und geschlossenen Geschäften schwand auch ein beachtlicher Teil unserer Anzeigenkunden und Absatzmöglichkeiten. Die Folge: Die letzte Ausgabe der REPTLIA konnte im Handel praktisch nicht verkauft werden, und in diesem Heft fehlt eine ganze Reihe bezahlter Anzeigen. Das gilt natürlich auch für die anderen Zeitschriften des Natur und Tier – Verlags und für sein Buchprogramm. Für einen kleinen Fachverlag, der ohnehin schon länger mit einer schwierigen Wirtschaftslage zu kämpfen hat, ist das eine äußerst bedrohliche Entwicklung.
Wir hoffen, dass wir diese Krise überstehen. Und Sie können uns dabei helfen: Indem Sie die REPTLIA abonnieren und weiterempfehlen. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass die Terraristik ein verbandsunabhängiges, journalistisch geführtes, professionelles Magazin braucht. Veröffentlichungen einzelner Terrarianer im Internet können nicht die Leistungen ersetzen, die ein ganzes Verlagsteam bietet, von der Themenzusammenstellung über die redaktionelle Betreuung und Textdurchsicht bis hin zur grafischen Gestaltung. Schauen Sie mal auf den Seiten 62/63, wo Verleger Matthias Schmidt Ihnen zeigt, wie viele Menschen rund um unsere Projekte arbeiten. Helfen Sie mit, diese inzwischen einzigartige Publikationsvielfalt zu erhalten.
Ich hoffe, auch diese Ausgabe liefert Ihnen reichlich gute Argumente dafür, uns die Treue zu halten. Viel Freude bei der Lektüre und vor allem natürlich Gesundheit und Virenfreiheit wünscht:
