Quer durch Nord­amerika vom Atlantik bis an den Pazifik. Vor 150 Jahren suchten Abertausende europäische Siedler auf abenteuerlichen Routen ihren Weg durch großartige, wilde Landschaften, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Geschichte des großen Trecks hat sich tief in das kollektive Bewusstsein gebrannt, bis heute sind die USA für viele ein Sehnsuchtsort geblieben, trotz Trump. Noch dazu einer, der für Reptilien- und Amphibienfreunde allerhand zu bieten hat.
REPTILIA-Redakteur Heiko Werning hat sich den alten Traum von der Durchquerung des Kontinents von Ozean zu Ozean erfüllt. Nicht am Stück, sondern über Jahre, in vielen einzelnen Reisen. Immer auf der Suche nach „Herps“. Unsere in loser Reihenfolge erscheinende Serie „Der große Treck“ verfolgt die Route von Ost nach West. Kommen Sie mit zu den interessantesten herpetologischen Zielen der USA.
Teil 1, Melting Pot Süd-Florida: REPTILIA Nr. 117; Teil 2, der Norden Floridas: REPTILIA Nr. 119; Teil 3, die Okefenokee-Sümpfe Georgias: REPTILIA Nr. 123; Teil 4, von den Great Smoky Mountains zu den Sümpfen Louisianas: REPTILIA Nr. 125; Teil 5, Don’t Mess With Texas: REPTILIA Nr. 128.


Dass Texas eher ein Reiseziel für den fortgeschrittenen USA-Besucher ist, hatte ich im letzten Teil des „Großen Trecks“ bereits erwähnt. Der Bundesstaat ist riesig, die Wege von Ziel zu Ziel sind lang, die Strecken dazwischen von teils erschlagender Monotonie, weil man stundenlang durch Felder oder Weiden fährt, so weit das Auge reicht.

Im Mündungsbereich des Rio Grande
Auch die Küste kann nicht ganz mithalten mit den Traumstränden Floridas oder des Pazifiks. An der texanischen Golfküste paart sich eher ein Hauch von Nordsee mit, zumindest im Sommer, unangenehmer schwüler Hitze, ein paar Ölbohrplattformen am Horizont und einem eher gräulich trüben Wasser. Die texanische Riviera, wie sie spaßeshalber manchmal genannt wird, ist sicher kein Touristenmagnet. Dennoch hat auch sie ihren Reiz, und einzelne State Parks erlauben es sogar, direkt am Strand zu campen. Überhaupt wirkt hier alles noch etwas untouristischer und ursprünglicher, wenn auch nicht natürlicher – die Vegetation im Hinterland musste weitgehend der Landwirtschaft weichen. Zaunleguane und Laubfrösche hält das selbstverständlich nicht ab, und wer sich nicht daran stört, sein „road cruising“ zum Einbruch der Dämmerung zwischen Feldern zu zelebrieren, hat gute Chancen, die allgegenwärtigen Texas-Klapperschlangen (Crotalus atrox) aufzuspüren – nicht umsonst stehen am Straßenrand große Werbeschilder für angeblich klapperschlangensichere Cowboy-Stiefel ... Aber auch Strumpfband-, Wasser-, Bullen- und diverse andere Nattern scheuen die Nähe zur Landwirtschaft nicht und können auf den Straßen gefunden werden.

Der sagenumwobene und aus dem Kino bestens bekannte Rio Grande bildet über eine Strecke von rund 3.000 km die Grenze zwischen Texas und seinem südlichen Nachbarn. Noch kann man an vielen Stellen über den nur mäßig imposanten Fluss einfach auf die andere Seite schauen – welche Folgen für die Natur und die hier lebenden Menschen das Wahnsinnsprojekt von Donald Trump haben würde, eine riesige Mauer hochzuziehen, mag man sich gar nicht vorstellen, wenn man in dieser insgesamt recht abgelegenen Ecke des Landes unterwegs ist.
Zunächst aber geht es durch die Indus­triestadt Corpus Christi; hier lohnt der Besuch des Texas State Aquarium, in dem nicht nur Meerestiere aus dem Golf ansprechend präsentiert, sondern wo auch verletzte Meeresschildkröten wieder aufgepäppelt werden. Im Norden der Stadt liegt die Aransas National Wildlife Refuge, wo noch ursprüngliche Küstenvegetation erhalten blieb. Dies ist (von Osten kommend) die so ziemlich letzte Möglichkeit, frei lebende Mississippi-Alligatoren zu sehen. Aber auch für Weißwedelhirsche und eine reiche Vogelwelt ist das Schutzgebiet berühmt. Im Winter kommt hier die letzte verbliebene wild lebende Population des Schreikranichs zusammen. Ein gutes Netz an Wanderwegen ermöglicht die Erkundung des Gebiets.

den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 130