Von Markus Kutzli und Hans Peter Schaffner

Noch bis vor wenigen Jahren galt das Reptil des Jahres 2015, die Europäische Sumpfschildkröte, in der Schweiz als ausgestorben. Doch im November 2005 erschien eine neue „Rote Liste der gefährdeten Reptilien der Schweiz“.

Darin wurde Emys orbicularis neu eingestuft, und ihr Status änderte sich von „ausgestorben“ zu „vom Aussterben bedroht“.

Grundlage für diese Neueinschätzung bildeten die öko-ethologischen Studien über die Population der Europäischen Sumpfschildkröte im Genfer Naturschutzgebiet Moulin-de-Vert von Florence Nuoffer (2000) und Denis Mosimann (2002), deren Daten den Nachweis erbrachten, dass sich die Tiere dort natürlich fortpflanzten und eine in ihrer Struktur ausgeglichene Population von über 300 Individuen entstanden war. Dies nur 50 Jahre nach den ersten Auswilderungen in einem renaturierten Altarm der Rhone von Tieren unterschiedlicher Herkunft, wohl vor allem aus Italien.

Geschichtliches

Dass die Europäische Sumpfschildkröte früher in der Schweiz gelebt hat, belegen Panzerfunde aus der Jungsteinzeit, und auch in späterer Zeit wurde Emys orbicularis immer wieder beobachtet. Schon im Mittelalter wurden Sumpfschildkröten aber meist aus östlichen Ländern eingeführt. So erwähnt Conrad Gesner in seinem „Thierbuch“ (1669) ein Vorkommen im See von Andelfingen sowie den Import von Schildkröten aus Österreich. Vor allem in neuerer Zeit gelangten dann immer wieder Tiere aus dem Zoohandel oder als Feriensouvenirs in unsere Gewässer.

Der Aargauer Naturforscher Dr. Fischer-Sigwart berichtet allerdings 1893, dass die Reusenfischerei im Inkwilersee durch zahlreiche Beifänge von Sumpfschildkröten verunmöglicht wurde. Auch erwähnt er Sichtungen von „thalergrossen Jungen“.

Gab es also damals noch Überreste einheimischer Vorkommen, oder waren alle diese Tiere eingeführt? Die Frage ist bis heute nicht geklärt. Dass ganze Populationen der einheimischen Unterart die Veränderungen in unserer Landschaft bis heute überlebt haben, gilt allerdings als unwahrscheinlich.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 46